
Gesundheitsminister Lauterbach "Sommerwelle ist Realität"
Gesundheitsminister Lauterbach zufolge ist die Corona-Sommerwelle inzwischen "Realität" geworden. Die neuen Omikron-Varianten breiten sich rasant aus. Die Impfung soll weiterhin schwere Krankheitsverläufe verhindern.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich besorgt zum derzeitigen Anstieg der Corona-Infektionszahlen geäußert. "Die angekündigte Sommerwelle ist leider Realität geworden. Das bedeutet auch für die nächsten Wochen wenig Entspannung", sagte Lauterbach der "Rheinischen Post".
"Weil die aktuelle Virusvariante sehr leicht übertragbar ist und weil fast alle Vorsichtsmaßnahmen ausgelaufen sind, verpufft in diesem Jahr der Sommereffekt in der Pandemie", erklärte Lauterbach.
Neue Omikron-Varianten breiten sich rasant aus
Die Erwartung, dass die neue Corona-Welle bereits im Sommer kommt, geht auf die sich rasant ausbreitenden Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5 zurück. Zwar sind diese beiden Varianten, die sich zuerst in Südafrika und Portugal stark ausgebreitet hatten, nach jüngsten Angaben des Robert-Koch-Instituts in Deutschland bislang noch keineswegs vorherrschend. Doch dies wird sich wohl bald ändern.
Die beiden Sublinien dürften "in wenigen Wochen die Mehrzahl der Nachweise ausmachen", heißt es im jüngsten Wochenbericht des RKI. Durch die rasante Ausbreitung könne es "insgesamt zu einem Anstieg der Infektionszahlen und einem erneut verstärkten Infektionsdruck auf vulnerable Personengruppen schon im Sommer kommen".
Impfstoffe schützen nur bedingt
Dass sich die beiden neuen Subtypen so rasch ausbreiten können, führen Forscher vor allem darauf zurück, dass sie den Immunschutz, den der menschliche Körper nach der Infektion etwa mit der BA.1-Variante aufgebaut hat, offenbar recht gut umgehen können. Dementsprechend schützen auch die bisher verfügbaren Impfstoffe offenbar nur bedingt vor den beiden neuen Varianten.
Der Bundesgesundheitsminister rät Älteren und Vorerkrankten dennoch zur Impfung. "Das verhindert nicht unbedingt eine Infektion, aber es verhindert schwere Krankheitsverläufe." In Deutschland erhielten laut Bundesgesundheitsministerium bisher 5,2 Millionen Menschen eine zweite Auffrischungsimpfung. Dies sind 6,3 Prozent der Bevölkerung.
RKI registriert 92.344 Corona-Neuinfektionen - Inzidenz bei 472,4
Das Robert Koch-Institut hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Morgen mit 472,4 angegeben. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 447,3 gelegen (Vorwoche: 238,1; Vormonat: 452,4). Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 92.344 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 84.655) und 112 Todesfälle (Vorwoche: 145) innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen und Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende immer mehr Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 27.007.429 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.