
"Fridays for Future"-Kundgebung Millionen fürs Klima
Stand: 20.09.2019 18:35 Uhr
Weltweit sind Millionen Menschen für ein besseres Klima auf die Straßen gegangen. In Deutschland hatten die Proteste in Berlin, Hamburg und München den größten Zulauf.
100.000 Menschen in Berlin, 70.000 in Hamburg, 40.000 in München - so viele sind in Deutschland wohl noch nie für einen besseren Schutz des Klimas auf die Straße gegangen. Vermutlich waren es noch deutlich mehr. Die Schätzungen stammen von der Polizei, die Veranstalter zählten naturgemäß deutlich mehr Teilnehmer.
"Fridays for Future" hatte zu den Protesten aufgerufen. Für die internationale Streikwoche hatten Aktivisten Proteste in rund 2900 Städten in mehr als 160 Staaten angekündigt. In Deutschland sprachen die Veranstalter am Abend von insgesamt 1,4 Millionen Demonstranten.
Bunte Proteste
Es waren bunte und zum Teil aufsehenerregende Protestaktionen: "Ihr habt verschlafen, wir sind aufgewacht", stand etwa auf einem der Plakate, "Hört auf, uns zu verKOHLEn", oder: "Kurzstreckenflüge nur für Bienen". In Berlin hatten sich drei Demonstranten eine Schlinge um den Hals gelegt - sie standen dabei auf abtauenden Eisklumpen unter einem Galgen. Gruppen wie "Extinction Rebellion" blockierten aber auch Straßen. In Frankfurt drangen Protestierer in die Paulskirche ein.
Protestzug durchs Regierungsviertel
In Berlin zog sich ein Demonstrationszug durch das Regierungsviertel, während zeitgleich die Bundesregierung ihr Maßnahmenpaket gegen den Klimawandel präsentiert. Auf die Beschlüsse reagierte "Fridays for Future" mit Kritik. Die Aktivistin Luisa Neubauer schrieb auf Twitter: "Während Hunderttausende klimastreiken, einigt sich die GroKo anscheinend auf einen Deal, der in Ambitionen und Wirksamkeit jenseits des politisch und technisch Machbaren liegt." Und weiter: "Das ist heute kein Durchbruch, das ist ein Skandal."
Die vor allem von Schülern und Studenten getragene Bewegung "Fridays for Future" wurde erstmals in großem Stil von anderen Organisationen und Initiativen unterstützt. Darunter waren in Deutschland unter anderem die Gewerkschaft ver.di, die evangelische Kirche sowie Kinderschutz-, Umwelt- und Hilfsorganisationen, Künstler sowie Eltern- und Großelternnetzwerke.
Weltweiter Protest
Der Proteste beschränkte sich nicht auf Deutschland: In London nahmen nach Veranstalterangaben etwa 100.000 Menschen an Demonstrationen teil, darunter zahlreiche Kinder und Jugendliche. Studenten riefen dort dazu auf, gemeinsam mit klingelnden Weckern die Menschen wachzurütteln. Unternehmen sollten ihren Feueralarm aktivieren.
In Brüssel waren nach Angaben der Polizei 15.000 Menschen auf den Straßen und zogen in Richtung Europaviertel. Vor der Europäischen Kommission protestierten sie lautstark. Und auch in Afrika machten Aktivisten auf sich aufmerksam: Im südafrikanischen Johannesburg etwa gingen mehrere hundert, vor allem junge Menschen auf die Straßen. Die Demonstranten hielten Plakate mit Aufschriften wie "No future on a dead planet" (Keine Zukunft auf einem toten Planeten), "Unite, don't ignite" (Eint, aber zündelt nicht) oder "Coal kills" (Kohle tötet).
Demos in Kapstadt
In Kapstadt wurden laut Veranstalter 2000 Demonstranten gezählt. Der Kohleproduzent Südafrika setzt bei seiner Energiegewinnung weitgehend auf Kohleverstromung. Auch in anderen Großstädten des Kontinents - wie in Kampala (Uganda) oder Nairobi (Kenia) - gab es Proteste. In Nigerias ölreicher Niger-Delta-Region waren ebenfalls mehrere hundert Demonstranten unterwegs. In der Stadt Port Harcourt reckten sie Plakate mit der Aufschrift "No Planet B" oder "No Fossil Fuel" in die Höhe und forderten ein umgehendes Umdenken der Verantwortlichen.
Den Auftakt hatte Australien gemacht. Große Kundgebungen gab es unter anderem in Sydney und Melbourne. Die Veranstalter sprachen von bislang mindestens 300.000 Teilnehmern in Australien.
Anlass für die Kundgebungen war auch der bevorstehende Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York. Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg äußerte sich zufrieden über den Zuspruch zu den weltweiten Protesten. "Es ist unglaublich, was wir zusammen erreicht haben. Es ist ein historischer Tag", sagte sie. Thunberg befindet sich seit knapp drei Wochen in New York, wo sie ihren Kampf unter anderem auf mehreren Klimagipfeln weiterführen will.
An diesem Samstag startet der Jugend-Klimagipfel der Vereinten Nationen, ihm folgt zwei Tage später der UN-Klimagipfel mit Staats- und Regierungschefs vor der UN-Generalversammlung.
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