Bundespräsident Steinmeier und Ministerpräsidentin Dreyer sprechen mit einem Gastronomen, der von der Flut betroffen war

Jahrestag der Flut "Der Klimawandel hat uns erreicht"

Stand: 14.07.2022 18:25 Uhr

Es ist ein Tag des Gedenkens in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und dem benachbarten Belgien. Bundespräsident Steinmeier besuchte das von der Flut besonders getroffene Ahrtal - und mahnte auch zum Kampf gegen den Klimawandel.

Mehr als 180 Menschen starben vor einem Jahr bei der Hochwasserkatastrophe in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sowie im benachbarten Belgien. Besonders betroffen war das Ahrtal im Norden von Rheinland-Pfalz - allein hier kamen 134 Menschen ums Leben.

Am Jahrestag der Flut kommen gerade in dieses Tal viele Politikerinnen und Politiker, um sich über den Stand des Wiederaufbaus zu informieren und ihre Solidarität mit den Menschen in der Region zu bekunden.

Bereits am Vormittag traf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein. Zusammen mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer besuchte er unter anderem ein Weinlokal in Altenahr und eine Schreinerei in Dernau.

Ein Jahr nach Flut im Ahrtal: Bundespräsident Steinmeier besucht Region

Peter Sonnenberg, SWR, tagesschau 14:00 Uhr

"Wir wissen, wie viele noch ringen"

"Ich habe bei den Besuchen in der Vergangenheit hier im Ahrtal gesagt: Wir werden euch nicht vergessen", sagte Steinmeier nach dem Besuch des wieder aufgebauten Lokals. Mit seinem Kommen zum ersten Jahrestag der Katastrophe wolle er signalisieren, dass dem auch so sei.

Wir haben die Menschen im Ahrtal nicht vergessen und wir wissen, wie viele noch ringen mit dem Wiederaufbau ihrer Wohnungen und Häuser.

Beim Wiederaufbau sei bereits Vieles geschafft und zum Teil neu geschaffen worden, aber es gebe immer noch viel zu tun. Angesichts langer Wartezeiten bei Handwerksbetrieben und Gutachtern seien die Bedingungen dafür aber nicht einfach. Deshalb wüssten die Menschen im Ahrtal auch, dass der Wiederaufbau "keine Aufgabe von 365 Tagen" sei. Helfende Hände würden immer noch gebraucht.

Folge des Klimawandels

Unmittelbar nach der Flut hatte es massive Kritik an den Behörden gegeben. Zwar hatten Meteorologen vor massiven Regenfällen in der Nacht des 14. Juli 2021 gewarnt. Die Warnungen waren aber nicht ernst genug genommen worden, den überforderten Behörden unterliefen beim Krisenmanagement viele Fehler.

Steinmeier sagte bei seinem Besuch im Ahrtal, Aufgabe von Verantwortungsträgern und Regierungen sei es nun, die Folgen des Klimawandels zu bekämpfen und den Katastrophenschutz im Land zu verbessern.

"Der Klimawandel hat uns erreicht", so Steinmeier. Das zeigten auch wieder diese Tage mit brennenden Wäldern und sinkendem Grundwasserspiegel. In vielen Regionen drohe nach den Jahren 2018 bis 2020 nun "ein vierter Dürresommer". Der Kampf gegen den Klimawandel habe nicht an Dringlichkeit verloren.

Ausbau des Warnsystems wichtig

Auch viele Experten forderten anlässlich des Jahrestags der Flut eine Verbesserung des Katastrophenschutzes: Deutschland müsse krisenfester werden - mit einer besseren Organisation und Warnung sowie sensibilisierten Bürgerinnen und Bürgern, sagte etwa der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler. Alle Menschen müssten sich fragen: "Was können wir dazu tun?" Wichtig sei eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Akteuren und der Ausbau des Warnsystems, so Tiesler im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF.

Auch Deutschlands westlicher Nachbar Belgien erinnerte an die Flut. König Philippe und Königin Mathilde trafen sich in der wallonischen Stadt Limburg mit Einwohnern und Vertretern der Rettungsdienste und der Behörden. In Belgien starben bei dem Unwetter 39 Menschen. In Nordrhein-Westfalen gab es 49 Todesopfer, in Rheinland-Pfalz 135.

Constantin Pläcking, SWR, 14.07.2022 15:52 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 14. Juli 2022 um 14:00 Uhr.