Frau sieht auf ihr Handy

Studie zum Nutzungsverhalten Hass im Netz schreckt viele ab

Stand: 13.02.2024 11:26 Uhr

Hass, Gewalt, Übergriffe - vor allem junge Frauen machen im Internet oft sehr bittere Erfahrungen. Viele schränken deswegen ihre Netz-Aktivitäten laut einer Studie ein. Ministerin Paus kündigte weitere Gesetze an.

Jeder Zweite schränkt laut einer Umfrage seine Internetnutzung wegen Hass im Netz ein. Besonders betroffen seien junge Frauen, die in sozialen Netzwerken sexuelle Übergriffe erführen, heißt es in der Untersuchung. Auch Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund und queere Menschen seien dort vermehrt Gewaltandrohungen und Beleidigungen ausgesetzt.

Studie über Hass im Netz: Schaden für Menschen und Demokratie

Victoria Kleber, ARD Berlin, tagesthemen, 13.02.2024 22:15 Uhr

Die Studie mit dem Titel "Lauter Hass - leiser Rückzug" wurde vom Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz durchgeführt. In diesem haben sich die Organisationen NETTZ, Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, HateAid, jugendschutz.net und Neue deutsche Medienmacher*innen zusammengeschlossen.

"Fast jede zweite Frau hat schon mal ein Dick-Pic bekommen", Victoria Kleber, RBB, zu Studie "Hass im Netz"

tagesschau24, 13.02.2024 11:00 Uhr

Plattformen sollen mehr Verantwortung übernehmen

Laut Studie wurde jede zweite Person schon online beleidigt. Ein Viertel der Befragten sei mit körperlicher Gewalt und 13 Prozent mit sexualisierter Gewalt konfrontiert worden. Mehr als die Hälfte der Befragten bekennt sich aus Angst im Netz seltener zur eigenen politischen Meinung (57 Prozent), beteiligt sich seltener an Diskussionen (55 Prozent) und formuliert Beiträge bewusst vorsichtiger (53 Prozent).

86 Prozent der Befragten finden, dass Social-Media-Plattformen mehr Verantwortung übernehmen müssten. 79 Prozent stimmten der Aussage zu, dass diese Plattformen auch finanzielle Verantwortung für die durch Hass im Netz entstehenden gesellschaftlichen Schäden tragen sollten. Befragt wurden nach Angaben 3.000 Internetnutzer und -nutzerinnen in Deutschland ab 16 Jahren.

"Einfach eine Riesenflutwelle"

Bundesfamilienministerin Lisa Paus hält eine bessere Prävention von Hass im Netz für notwendig. Im ARD-Morgenmagazin plädierte die Grünen-Politikerin außerdem für eine bessere Durchsetzung von Regeln durch die Behörden und Hilfe für Betroffene.

Obwohl man Hass-Posts inzwischen bei den jeweiligen Diensten melden könne, habe man den Eindruck: "Es ist einfach eine Riesenflutwelle, die da über einen kommt, und mit jedem Post, den man meldet, kommen zehn oder 20 oder 100 oder 1.000 weitere hinzu." Von daher würde auch sie sich "dann teilweise sehr ohnmächtig" fühlen.

"Hass ist keine Meinung", Lisa Paus, B'90/Die Grünen, Familienministerin, zu Studie über "Hass im Netz"

Morgenmagazin, 13.02.2024 05:30 Uhr

Vor diesem Hintergrund verwies sie auf den Digital Services Act. Dieses EU-Gesetz soll unter anderem sicherstellen, dass illegale Inhalte wie Hassrede nach entsprechenden Hinweisen schneller entfernt werden. Deutschland arbeite zudem an weiterer nationaler Gesetzgebung, sagte Paus weiter.

Mit Blick auf den Vollzug müssten zudem die Behörden "jetzt auch in die Lage kommen, da tatsächlich zu arbeiten", sagte Paus weiter. Außerdem sei konkrete Hilfe für betroffene Menschen wichtig, damit sie ihr Recht auch durchsetzen könnten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das ARD-Morgenmagazin am 13. Februar 2024 um 05:30 Uhr.