Zahlreiche Autos und Lastwagen fahren bei grauem und diesigem Wetter über die Rader Hochbrücke. (Archivbild vom 19.01.2022)

Studie von Agora Verkehrswende "Politisches Zögern hat einen Preis"

Stand: 13.05.2024 20:47 Uhr

Je länger die Verkehrswende dauert, desto teurer wird sie: Das geht aus einer Studie der Agora Verkehrswende hervor. Die Organisation hat drei Szenarien miteinander verglichen, die eine klare Handlungsempfehlung ergeben.

Wie kann Deutschland die Verkehrswende schaffen, und wie viel würde dies kosten? Die Organisation Agora Verkehrswende hat drei verschiedene Szenarien mit unterschiedlich weitreichenden Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrssektor erstellt. Dabei verglichen die Autoren die aktuelle Verkehrspolitik mit zwei Alternativen, in denen schon früher und ambitionierter in Klimaschutz investiert wird.

Wenn schon 2025 mehr Geld für die Verkehrswende ausgegeben würde, ließe sich dadurch in Zukunft Geld sparen, argumentiert Agora Verkehrswende. Ab 2030 müsste die Regierung dann weniger Geld für die Verkehrswende ausgeben, als aktuell für die Zeit vorgesehen sei, so die Autoren der Studie. Das würde laut einer Untersuchung vom Agora Verkehrswende e. V. gleich viel kosten wie die aktuell bis 2045 geplanten Maßnahmen.

Agora kritisiert derzeitige Pläne

Steuere die Politik dagegen erst im Jahr 2030 um, wären die gleichen Emissionseinsparungen rund 500 Milliarden Euro teurer.

Mit den aktuellen Plänen könne der Verkehrssektor bis 2045 gar nicht klimaneutral werden, so die Autoren der Studie. Dann würden "die Treibhausgasemissionen des Verkehrs bis 2030 auf 111 Millionen Tonnen und bis 2045 auf rund 15 Millionen Tonnen" sinken, schreiben die Autoren. Damit verfehle die Verkehrspolitik das Klimaziel für den Verkehrssektor bis 2030. Auch das Nullemissionsziel für 2045 könne so nicht erreicht werden.

Agora Verkehrswende
Agora Verkehrswende ist eine Denkfabrik, die sich für klimaneutrale Mobilität einsetzt. Dafür entwickelt die Organisation Handlungsempfehlungen, Analysen und Strategien.

Agora Verkehrswende wurde von der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation gegründet. Die letzten verfügbaren Daten zur Finanzierung von Agora Verkehrswende stammen aus dem Jahr 2022. Demnach stellten 82 Prozent des Budgets die beiden Gründer-Stiftungen. Der Rest stammte vom Bundesumweltministerium.

Die Denkfabrik ist eng verbunden mit den Schwesterorganisationen Agora Energiewende, Agora Industrie und Agora Agrar. Agora Energiewende und Verkehrswende arbeiten nach eigenen Angaben eng zusammen, um "Synergien zwischen Energie- und Verkehrswende nutzbar zu machen."

Drei Szenarien - unterschiedliche Kosten

Auf die Ergebnisse kommen die Autoren der Studie, weil sie zwei konstruierte Szenarien mit einem Referenzszenario verglichen haben. Das Referenzszenario orientiert sich an den Plänen der echten Politik. Die Szenarien, in denen 2025 und 2030 mehr für die Verkehrswende getan wird, sind im Vergleich anfangs mit höheren Investitionen verbunden. Viel Geld würde insbesondere für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und für die Anschaffung von E-Fahrzeugen ausgegeben werden.

Alle drei Szenarien gehen von der gleichen Menge an Mobilität aus. Doch diese verteilt sich je nach Variante unterschiedlich auf die einzelnen Verkehrsträger. Der öffentliche Verkehr - also der Bus-, Bahn-, Fahrrad- und Fußverkehr - spielt in den Szenarien 2025 und 2030 langfristig eine deutlich größere Rolle als beim Referenzszenario, das sich an der echten Politik orientiert. Dort nimmt die Bedeutung des Autoverkehrs bis 2045 sogar zu.

Würde die Bundesregierung alles so weiterlaufen lassen wie bisher, müsste sie für die Verkehrswende bis 2045 rund 9,7 Billionen Euro ausgeben. Da sind indirekte Kosten für Klimaschäden infolge des weiteren CO2-Ausstoßes eingerechnet. Die Klimaziele im Verkehrssektor bis 2045 würde sie trotz dieser Summe verfehlen.

"Preis bemisst sich in Geld oder Treibhausgasen"

"Würde die Bundesregierung nach volkswirtschaftlicher Logik handeln, müsste sie beim Klimaschutz im Verkehr schnell alle Hebel in Bewegung setzen", sagte Wiebke Zimmer, Vize-Direktorin von Agora Verkehrswende. "Das Ergebnis unserer Studie ist eindeutig. Politisches Zögern hat einen Preis. Der Preis bemisst sich entweder in Geld oder in Treibhausgasen, mit all den damit verbundenen Risiken."