Rentner lesen in ihren Garten. | picture alliance/dpa/dpa-Zentral

Renteneintrittsalter FDP wirbt für flexible Rente

Stand: 13.12.2022 10:25 Uhr

Bundeskanzler Scholz hatte sich für Anreize ausgesprochen, dass mehr Menschen als bisher bis zum Renteneintritt arbeiten. FDP-Politiker Vogel fordert nun, den Menschen freizustellen, wie lange sie arbeiten wollen.

Die von Olaf Scholz angestoßene Rentendebatte greift die FDP dankbar auf - und geht mit eigenen Vorschlägen weit über den Vorstoß des Kanzlers hinaus: "Niemand muss den Menschen mehr vorschreiben, wann sie in Rente zu gehen haben", mit diesen Worten wirbt FDP-Vizechef Johannes Vogel für ein Ende des offiziellen Renteneintrittsalters.

Scholz hatte sich am Wochenende dafür ausgesprochen, dass künftig mehr Menschen als bisher bis zum geltenden Renteneintrittsalter arbeiten. Seitdem wird über das Thema Rente wieder intensiv diskutiert.

Vogel erinnert bei der Gelegenheit an das sogenannte "schwedische Modell": Wer früher in Rente geht, bekommt geringere, wer später geht, höhere Rentenzahlungen. Ein Satz, der so auch schon im FDP-Wahlprogramm von 2021 steht. Ab dem 60. Lebensjahr könnten die Menschen dem Vorschlag zufolge selbst entscheiden, wann sie sich in den Ruhestand begeben.

Dialog mit Sozialpartnern

Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil kann sich mehr Flexibilität vorstellen und wirbt für einen "Teilruhestand". "Am besten wäre ein System, in dem Menschen ab einem bestimmten Alter selbst entscheiden, wie lange und wie viel sie arbeiten wollen", so der SPD-Politiker gegenüber dem "Tagesspiegel". Wer aber nicht mehr weiter arbeiten könne oder wolle, müsse auch früher gehen und von seiner Rente leben können.

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch betonte im Deutschlandfunk, es sei wichtig, älteren Menschen das Arbeiten zu ermöglichen - und zwar mit altersgerechten Arbeitsplätzen statt einem Zwang, im hohen Alter weiterzuarbeiten. Er forderte außerdem eine Rentenreform, damit auch Beamte und Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.

Im Koalitionsvertrag haben SPD, Grüne und FDP festgehalten, dass sie mit den Sozialpartnern einen Dialog führen wollen, um Wünsche danach, länger im Arbeitsleben zu verbleiben, einfacher verwirklichen zu können. FDP-Vizechef Vogel fordert, das Vorhaben entschlossen anzugehen. Dabei soll es sowohl um das skandinavische Modell als auch um die Situation besonders belasteter Gruppen gehen.

Häufiger Rente mit 63 oder 64

Dass das Rentenalter weiter angehoben wird, ist im Koalitionsvertrag ausgeschlossen. Nach geltender Rechtslage soll die Altersgrenze ohne Abschläge bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 angehoben werden. Vor einem Monat hatte der Arbeitgebervertreter im Bundesvorstand der Rentenversicherung, Alexander Gunkel, allerdings angestoßen, die Altersgrenze für die Rente solle neu auf den Prüfstand kommen.

Ver.di-Chef Frank Werneke forderte, die Regelungen, die einen frühere Renteneintritt ermöglichen, nicht anzutasten. "Viele Menschen gehen früher in Rente und nehmen dafür hohe finanzielle Einbußen in Kauf, weil sie darin den einzigen Ausweg aus einer Arbeitsbelastung sehen, die sie nicht bis zum Rentenalter stemmen können", sagte er der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten".

Aktuelle Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) ergaben in der vergangenen Woche, dass viele Menschen in Deutschland bereits mit 63 oder 64 Jahren aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Eine wichtige Rolle spielt demnach die sogenannte Rente mit 63, also die seit 2014 bestehende Möglichkeit des frühzeitigen Rentenbezugs ohne Abschläge für besonders langjährig Versicherte.

Mit Informationen von Kai Küstner, ARD-Hauptstadtstudio

Über dieses Thema berichtete BR24 am 13. Dezember 2022 um 07:05 Uhr.