
Bundeswehr Krisentreffen wegen "Puma"-Mängeln
Über die Mängel am Schützenpanzer "Puma" beraten die Spitzen von Verteidigungsministerium und Bundeswehr am Montag bei einem Krisentreffen. Zuvor war bekannt geworden, dass bei einer Übung alle 18 beteiligten "Puma"-Panzer ausgefallen waren.
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht trifft sich am Montag angesichts der massiven Probleme mit den "Puma"-Schützenpanzern mit führenden Bundeswehr-Generälen zu einem Krisengespräch.
Der Generalinspekteur der Bundeswehr sagte nach einem Bericht über die Mängel eine umgehende Aufklärung zu. "Wir tun alles für eine schnelle Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft der 'Puma'", schrieb Eberhard Zorn auf Twitter. "Zusammen mit Spezialisten der Rüstungsindustrie werden wir dazu umgehend eine Schadensaufnahme in Angriff nehmen." Die Verpflichtungen gegenüber der NATO würden ab dem 1. Januar 2023 erfüllt, betonte Zorn zugleich.
Zuvor hatte der "Spiegel" unter Berufung auf eine "vertrauliche Brandmail" an den Inspekteur des Heeres berichtet, "dass nach einer Schießübung von 18 modernen Schützenpanzern 'Puma' kein einziger einsatzbereit ist".
In einem Schreiben des Kommandeurs der 10. Panzerdivision, Generalmajor Ruprecht von Butler, an die Führung des Heeres und das Verteidigungsministerium war demnach die Rede von einem "Totalausfall". Vor allem die Elektronik der Hightech-Panzer sei anfällig, in einem Panzer habe es sogar einen schweren Kabelbrand im Fahrerraum gegeben.
Einsatzfähigkeit "wird zum Lotteriespiel"
Nach Einschätzung der betroffenen Kompanie, die er für sehr glaubhaft halte, schreibt der General laut "Spiegel", sei davon auszugehen, dass die volle Einsatzbereitschaft der Einheit erst wieder in drei bis vier Monaten hergestellt werden könne. Sie "wird trotz aller guten Vorbereitungen zum Lotteriespiel". Dies sei "gerade auch für die mir unterstellte Truppe belastend".
Verteidigungspolitiker fordern rasche Klärung
Heeres-Inspekteur Alfons Mais erklärte, Ziel sei es nun, die Einsatzbereitschaft des Schützenpanzers so schnell wie möglich wiederherzustellen. Der Beitrag der Bundeswehr für die Schnelle Eingreiftruppe der NATO "kann weiterhin sichergestellt werden", äußerte sich Mais trotz der Probleme zuversichtlich.
Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sagte im "Handelsblatt", die Bundeswehr, müsse schnell klären, "wo der Fehler liegt und wie das Problem zu lösen ist".
Der SPD-Verteidigungspolitiker Wolfgang Hellmich äußerte sich in der "Welt" irritiert, dass der Haushaltsausschuss des Parlaments bisher nicht über die neuen Probleme mit "Puma"-Fahrzeugen informiert worden sei. Er wies darauf hin, dass der Ausschuss erst vor wenigen Tagen Mittel für die Nachrüstung der Schützenpanzer gebilligt habe. Der Grünen-Verteidigungspolitiker Niklas Wagener stellte in dem Blatt die weitere Beschaffung des "Pumas" in Frage.
Wadephul: "Jeden 'Marder' im Einsatz halten"
Von einem "Alptraum" sprach CDU-Fraktionsvize Johann Wadephul. "Jetzt gilt es, jeden 'Marder' im Einsatz zu halten. Sonst ist das Heer nicht einsatzbereit", sagte er der "Welt" mit Blick auf das ältere Vorgängermodell der Bundeswehr-Schützenpanzer. Der CDU-Verteidigungspolitiker Henning Otte forderte Lambrecht in der "Rheinischen Post" auf, sich nicht nur um künftige Großprojekte zu kümmern, sondern auch um "die Einsatzfähigkeit, die heute notwendig ist".