
Energiekrise Habeck hält AKW-Weiterbetrieb für nötig
Wirtschaftsminister Habeck geht davon aus, dass die beiden Atomkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim bis April 2023 am Netz bleiben müssen. Hintergrund seien die Prognosen zur Stromproduktion der französischen Atomkraftwerke.
Laut Wirtschaftsminister Robert Habeck ist ein Weiterbetrieb von zwei Atomkraftwerken in Deutschland über das Jahresende hinaus wahrscheinlich. Man gehe aktuell davon aus, dass man die "Reserve" ziehen werde und die Atomkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim auch im ersten Quartal 2023 am Netz sein werden.
Gemeinsam mit den Betreibern der Atomkraftwerke in Bayern und Baden-Württemberg habe sich sein Ministerium auf Eckpunkte zur Umsetzung der geplanten Einsatzreserve verständigt, erklärte der Grünen-Politiker. Diese sollen bis Ende Oktober in Gesetzesform gegossen werden. Um die Reserve zu ermöglichen, würden die Betreiber ab sofort alles Erforderliche in die Wege leiten, damit die Anlagen über den 31. Dezember hinaus bis spätestens zum 15. April 2023 weiter betrieben werden könnten.
Die beiden Atomkraftwerke sollen nach dem Ende ihrer regulären Laufzeit am 31. Dezember 2022 in eine Einsatzreserve überführt werden. Sie stünden damit bereit, um einen drohenden Stromnetzengpass in Süddeutschland zu verhindern. Noch im Oktober soll im AKW Isar 2 ein Leck repariert werden. Das AKW Neckarwestheim werde zu Beginn des Jahres 2023 "neu konfiguriert" und stünde dann ebenfalls zur Verfügung. Das dritte noch aktive Atomkraftwerk im Emsland soll nicht Teil dieser Notfallreserve sein und fristgerecht zum Jahresende abgeschaltet werden.
Prekäre Lage in Frankreich
Hauptgrund für die Entscheidung sei die angespannte Lage auf dem Strommarkt, der stark mit der mangelnden Produktion in Frankreich zusammenhängt - dort stehen aktuell sehr viele AKW still. Dadurch fehlten Strommengen, die Deutschland zum Teil mit Strom aus Gaskraftwerken ausgleiche, so Habeck. Entwickle sich die Lage in Frankreich schlecht, verschärften sich die Stressfaktoren für das deutsche Stromsystem.
Habeck verwies auf einen französischen Stresstest des dortigen Übertragungsnetzbetreibers. Die Ergebnisse seien auch Grundlage für die Bewertung der französischen Regierung. "Als für die Energiesicherheit verantwortlicher Minister muss ich daher sagen: Wenn diese Entwicklung nicht noch in ihr Gegenteil verkehrt wird, werden wir Isar 2 und Neckarwestheim im ersten Quartal 2023 am Netz lassen."