Eine Zugbegleiterin am Bahnsteig winkt zur Abfahrt.

Angriffe auf Mitarbeiter Bahn will Personal mit Bodycams ausstatten

Stand: 04.03.2023 13:19 Uhr

Seit Jahren nimmt die Gewalt gegen Zugpersonal der Deutschen Bahn zu - so auch 2022. Der Konzern setzt zum besseren Schutz seiner Mitarbeiter nun auf Bodycams. Zudem sollen Tausende Kameras zusätzlich an Bahnhöfen installiert werden.

Die Deutsche Bahn (DB) setzt verstärkt auf technische Lösungen, um ihr Zugpersonal besser zu schützen. Das Unternehmen will seine Kundenbetreuer in den Bahnen mit Bodycams ausstatten. Seit Februar laufe ein Testeinsatz mit Kameras am Körper in der Schwarzwaldbahn, der auf weitere Regionen ausgeweitet werden solle, teilte der Konzern mit.

Erste Untersuchungen dieses Einsatzes zeigten, "dass sich sowohl das Zugpersonal als auch Reisende damit sicherer fühlen", sagte der Leiter der DB-Konzernsicherheit, Hans-Hilmar Rischke.

11.000 Kameras an Bahnhöfen bis 2024

Darüber hinaus seien weitere Schutzmaßnahmen geplant sowie Schulungen für Bahnmitarbeiter mit Kundenkontakt, teilte das Unternehmen mit. Die Videoüberwachung an Bahnhöfen soll ausgeweitet werden.

Aktuell betreibt die DB demnach etwa 9000 Videokameras auf Bahnhöfen, bis 2024 sollen es 11.000 sein. In den Innenräumen von fast drei Viertel aller Nahverkehrs- und S-Bahnzüge seien schon fast 50.000 Kameras installiert. Die Bahn gibt nach eigenen Angaben bislang mehr als 180 Millionen Euro jährlich für die Sicherheit von Reisenden und Mitarbeitenden aus.

3138 Übergriffe im Jahr 2022

Die Angriffe auf Mitarbeiter nahmen laut der Deutschen Bahn im vergangenen Jahr deutlich zu. Das Unternehmen berichtete von 3138 Fällen. Dies sei ein Anstieg von über 21 Prozent gegenüber 2021 gewesen. Damals nutzten wegen der Corona-Pandemie allerdings erheblich weniger Menschen die Züge.

Etwa 30 Prozent aller Fälle seien auf die Durchsetzung der Maskenpflicht zurückzuführen. Diese wurde nun im Februar deutschlandweit aufgehoben. Weitere rund sieben Prozent der Vorkommnisse standen 2022 demnach im Zusammenhang mit dem 9-Euro-Ticket, das im Sommer zu sehr vollen Zügen geführt hatte.

Schwere Körperverletzung als Ausnahme

Nachdem 2022 die meisten behördlichen Corona-Schutzmaßnahmen weggefallen waren, waren die Reisendenzahlen im Jahresverlauf erheblich angestiegen. Seit dem Sommer waren sie nach DB-Angaben wieder auf Vor-Corona-Niveau, zum Teil lagen sie deutlich höher. Das "massive Nachholen von Veranstaltungen" und der wiedererstarkende Fußballreiseverkehr hätten zum Anstieg der Übergriffe beigetragen.

Die Hälfte der Angriffe betraf den Angaben zufolge das Zugpersonal im Regionalverkehr. Auf DB-Sicherheitskräfte entfiel gut ein Drittel. Aber auch Berufsgruppen wie Busfahrer, Reinigungs- oder Servicekräfte am Bahnhof wurden Opfer von Angriffen. Dabei seien schwere Körperverletzungen mit sechs Prozent aller Übergriffe aber "die Ausnahme" gewesen.

EVG will Bundespolizisten in Fernzügen

Bereits Ende Januar hatte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) über vermehrte Übergriffe auf Beschäftigte der Deutschen Bahn im Jahr 2022 geklagt. EVG-Chef Martin Burkert hoffte damals, dass die Gewalt zurückgehen könnte, da die Maskenpflicht entfallen sei.

Er pochte darauf, in Fernzügen grundsätzlich Bundespolizisten mitfahren zulassen. Im Nahverkehr seien außerdem regelmäßige Mitfahrten der DB Sicherheit nötig.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. Januar 2023 um 08:00 Uhr.