Eine Flüssigkeit tropft aus der Kanüle einer Spritze.

Millionen-Förderung Wettlauf um den Corona-Impfstoff

Stand: 06.02.2020 04:55 Uhr

Ein Biotechnologie-Unternehmen aus Tübingen forscht an einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus. Schon in wenigen Monaten könnte die Arznei entwickelt sein. Gefördert wird das Vorhaben mit rund 7,5 Millionen Euro.

Den Erwartungsdruck unter dem die Männer und Frauen in weißen Ganzkörper-Anzügen stehen, merkt man ihnen nicht an. Trotz Millionen-Finanzierung und weltweiter Beachtung herrscht in den Laboren des Biotechnologie-Unternehmens CureVac in Tübingen Ruhe und höchste Konzentration. Dabei könnte das, was hier mit ruhiger Hand pipettiert wird, einmal hunderten Menschen das Leben retten.

Seit 20 Jahren forscht das Unternehmen bereits an einem neuartigen Therapieansatz für Impfungen. Statt mit den Krankheitserregern selbst zu arbeiten, nutzen die Tübinger Forscher einen Botenstoff, die sogenannte mRNA, zur Impfstoffentwicklung. Dafür brauche man auch nicht das vollständige Coronavirus nCoV-2019 im Labor, sagt das Vorstandsmitglied für Technologie Dr. Mariola Fotin-Mleczek: "Uns reicht die Information über ein bestimmtes Eiweiß". Die genetischen Informationen des Eiweißes werden mithilfe des Botenstoffes in den Körper injiziert. Und das Immunsystem reagiert darauf, indem es Antikörper bildet.   

Erfolgreicher Test mit MERS-Virus

Mit dem mRNA-Impfstoff hat man in Tübingen bereits gute Erfahrung bei einer anderen Viruserkrankung gemacht, dem sogenannten Middle East Respiratory Syndrome (MERS). An der Erkrankung, die erstmals 2012 auf der arabischen Halbinsel nachgewiesen wurde, starben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation bislang mehr als 800 Menschen. "Unsere Technologie kann funktionieren, das haben wir beim MERS-Virus erfolgreich in praktischen Experimenten gesehen. Diesen Ansatz werden wir nun auch beim Coronavirus nutzen", sagt Fotin-Mleczek.

Weltweite Bemühungen um ersten Impfstoff

Nicht nur in Tübingen suchen Forscher nach dem ersten Impfstoff gegen das Coronavirus. Auch in Großbritannien, Amerika und Australien laufen die Entwicklungen für einen Impfstoff auf Hochtouren. Dafür investiert allein die internationale Impfstoff-Initiative CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations) mehr als 60 Millionen Euro. Rund 7,5 Millionen Euro erhält das Tübinger Unternehmen CureVac. Schon zuvor erhielten sie für ihren neuartigen Impfansatz Förderungen in Millionenhöhe.

Impfstoff kommt zu spät

Trotz aller positiven Signale aus den Forschungslaboren wird der Impfstoff wohl zu spät für die aktuelle Erkrankungswelle kommen. Das macht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn während seines Besuchs in der Südpfalz-Kaserne im rheinland-pfälzischen Germersheim klar, in der noch immer deutsche China-Rückkehrer in Quarantäne leben.

Bis zur Anwendung brauche es noch Monate. Das liege auch an den vorgeschriebenen Wirksamkeitsstudien, erklärt der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Prof. Dr. Klaus Cichutek. Erste klinische Tests am Menschen erwartet der Fachmann im Laufe des Jahres, "für einen weiteren Ausbruch sind wir dann gewappnet".

Auf der Suche nach dem Universal-Impfstoff

In den Tübinger Laboren des Biotechnologieunternehmens CureVac forschen rund 450 Mitarbeiter unter anderem auch an Mitteln gegen Tollwut und Krebs. Die Homepage des Unternehmens wirbt mit nichts weniger als der "Revolution für das Leben". Daran glauben offenbar auch der Gründer des Softwarekonzerns SAP, Dietmar Hopp, und die Stiftung des Microsoft-Erfinders Bill Gates, sie sind mit unterschiedlich hohen Anteilen an dem Tübinger Unternehmen beteiligt. Sie würden im Falle der Einführung eines Coronavirus-Impfstoffes kräftig mitverdienen.  

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das ARD-Morgenmagazin am 06. Februar 2020 um 08:47 Uhr.