
Greiz und die Obergrenze Lockerungen statt Quarantäne im Hotspot
Stand: 07.05.2020 20:52 Uhr
Der thüringische Landkreis Greiz ist Corona-Hotspot. Laut dem neuen Obergrenzen-Konzept müssten dort harte Einschränkungen greifen. Doch die Landrätin will Lockerungen. Und nun?
Im Kampf gegen das Coronavirus soll die "Infektions-Notbremse" nur betroffene Regionen einschränken. Städte oder Landkreise, in denen der kritische Wert von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner überschritten wird, müssen das öffentliche Leben in der Region erheblich einschränken.
Dies gilt derzeit in Deutschland nur für den Landkreis Greiz in Thüringen. Dort lag bis Donnerstag die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche laut Landesregierung bei 87,6 (Stand 7. Mai, 10.00 Uhr).
Trotzdem kündigte die CDU-Landrätin Martina Schweinsburg an, in der kommenden Woche mit Lockerungen zu beginnen. "Einerseits ist es wichtig, die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern, andererseits können wir unserer Wirtschaft, unserer Gastronomie keine weiteren Blockaden aufbürden", erklärte Schweinsburg. Eine Quarantäne für den gesamten Landkreis lehnt sie ab. Ein solcher Schritt sei höchstens etwa für ein Heim vorgesehen, wenn dort verstärkt Infektionen festgestellt würden.
Die Landrätin sagte, Ziel sei es, dass der Kreis sich soweit als möglich an der für nächste Woche angekündigten Thüringer Verordnung orientiere. "Denn es macht in meinen Augen wenig Sinn, bei uns alles zu verbieten, was wenige Kilometer weiter möglich ist."
Landkreis Greiz übersteigt Obergrenze von Corona-Infizierten
tagesthemen 22:30 Uhr, 07.05.2020, Markus Spieker, MDR
Test fürs Obergrenzen-Konzept
Mit dieser Haltung stellt Greiz einen Tag nach der Verabredung auf die Obergrenze beim Bund-Länder-Treffen die Regelung auf die Probe.
Die Vereinbarung einer Obergrenze war die Voraussetzung dafür, dass der Bund den Ländern bei den Corona-Lockerungen weitgehend freie Hand gab. Die Landesregierungen bestimmen ihren Kurs in der Pandemie-Bekämpfung nun selbst - und tragen damit auch die Verantwortung für die die weitere Entwicklung.
Bei einem lokalisierten und klar eingrenzbaren Infektionsgeschehen, zum Beispiel in einer Einrichtung, kann dieses Beschränkungskonzept auch nur die betroffene Einrichtung umfassen.
Hotspot in Thüringen
Zu Wochenbeginn hatte die Quote im Kreis Greiz noch bei 59,1 gelegen. Allerdings hatte es am Wochenende einen Massentest auf das Coronavirus mit 855 genommenen Abstrichen gegeben, bei dem ersten Ergebnissen zufolge etliche Infektionen festgestellt wurden.
Der Kreis ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie ein Hotspot in Thüringen mit bisher mehr als 500 nachgewiesenen Infektionen und mehr als 30 Todesfällen in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Als Ausgangspunkt gelten größere Familienfeiern Ende Februar und Anfang März.
Video
Aus dem Archiv
Weitere Meldungen aus dem Archiv vom 07.05.2020
- Alle Meldungen vom 07.05.2020 zeigen