Der Angeklagte wird von Polizeibeamten in den Verhandlungssaal gebracht. | picture alliance/dpa

Prozess in München 14 Jahre Haft für Messerangriff in ICE

Stand: 23.12.2022 11:02 Uhr

Islamist oder psychisch Kranker? Um diese Frage ging es in der juristischen Aufarbeitung einer Messerattacke auf vier Reisende in einem ICE nach Nürnberg. Nun haben die Richter ein Urteil gesprochen: Der Täter muss 14 Jahre in Gefängnis.

Nach der Messerattacke auf vier Reisende in einem ICE ist der Angeklagte zu einer Freiheitsstrafe von 14 Jahren verurteilt worden. Das Oberlandesgericht München sprach den Mann unter anderem des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung schuldig. Der damals 27-Jährige hatte im November vergangenen Jahres in einem ICE auf der Fahrt nach Nürnberg vier Männer mit einem Messer angegriffen und drei von ihnen schwer verletzt.

Streit um Schuldfähigkeit

Die Frage nach einem möglichen dschihadistischen Hintergrund und einer eventuellen psychischen Erkrankung des in Syrien aufgewachsenen palästinensischen Volksangehörigen stand im Zentrum des Prozesses. Die Bundesanwaltschaft war von einem radikal-islamistischen Hintergrund der Tat ausgegangen und hatte im Schlussplädoyer vergangene Woche eine lebenslange Freiheitsstrafe gefordert. Ihrer Meinung nach simuliert der Mann eine psychische Erkrankung nur. Die blutige Tat habe er "im Zustand voller Schuldfähigkeit" begangen und damit seinen Beitrag zum weltweiten Dschihad leisten wollen, sagte Bundesanwältin Silke Ritzert in ihrem Plädoyer.

Die Verteidigung sieht in ihrem Mandanten hingegen einen schuldunfähigen, paranoid Schizophrenen und plädierte für einen Freispruch und eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Unmittelbar nach der Tat hatte der Mann gegenüber der Polizei erklärt, dass er krank sei. Zu dem Ergebnis sei auch die erste Beurteilung eines Gerichtspsychiaters gekommen, weshalb sein Mandant nach der Festnahme zuerst rund zwei Monate in eine Klinik gekommen sei, argumentierte der Verteidiger.

Gericht: Mann war bei der Tat steuerungsfähig

Im Prozess kamen drei psychiatrische Gutachter jedoch zu dem Ergebnis, dass der Mann nicht psychisch krank sei. Dieser Lesart schloss sich auch das Gericht an: Die Kammer könne eine paranoide Schizophrenie ausschließen, der Mann sei bei der Tat steuerungsfähig gewesen.

Rund zwei Monate hatte die Verhandlung vor dem Oberlandesgericht München gedauert. An 20 Verhandlungstagen wurden unter anderem die Opfer, Zeugen und diverse Sachverständige angehört.

Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 23. Dezember 2022 um 11:00 Uhr.