Die Urteilsverkündung beim Prozess gegen eine mutmaßliche "IS"-Anhängerin

Terrorprozess in Koblenz Mehr als neun Jahre Haft für IS-Anhängerin

Stand: 21.06.2023 15:22 Uhr

Eine 37-Jährige aus Idar-Oberstein wurde unter anderem wegen Mitgliedschaft in der Terrorvereinigung "Islamischer Staat" und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.

Die Frau war 2014 zusammen mit ihrem syrischen Ehemann nach Syrien gereist, um sich dem "IS" anzuschließen. Der Senat sehe es als erwiesen an, dass die 37-Jährige in ihrer Zeit bei der terroristischen Vereinigung in Syrien und im Irak eine junge Jesidin drei Jahre lang "im eigenen Interesse als Haushaltssklavin missbraucht" habe, so die Richterin am Oberlandesgericht Koblenz.

"Urteilsverkündung war sehr emotional"

Missbrauch nicht verhindert

Die Jesidin, die im Prozess als Nebenklägerin auftrat und eigens zur Urteilsbegründung aus ihrer Heimat angereist war, sei gezwungen worden, den Haushalt zu führen, zu putzen und sich um die beiden gemeinsamen Kinder des Paares zu kümmern. Die 37-Jährige habe sie als ihr Eigentum angesehen und dafür gesorgt, dass sie das Haus nicht verlassen konnte.

Der Mann, der als Arzt für den "IS" arbeitete, habe die junge Frau zudem regelmäßig vergewaltigt. Die Angeklagte habe die Vergewaltigungen ermöglicht und gefördert. "Sie hätte etwas tun können und müssen", sagte die Richterin. Sie bezeichnete die Angeklagte als intelligente und selbstbestimmte Frau, die sich willentlich dem "IS" angeschlossen habe. Chat-Nachrichten hätten gezeigt, dass sie überzeugte Anhängerin der Terrorvereinigung gewesen sei.

"IS"-Rückkehrerin zu Haft verurteilt

Während der etwa einstündigen Urteilsverkündung zitterte die Angeklagte am ganzen Körper und schlug sich mehrfach ungläubig die Hände vor das Gesicht.

Haftstrafe von neun Jahren und drei Monaten

Die Bundesanwaltschaft hatte der Frau aus Idar-Oberstein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Beihilfe zum Völkermord und Kriegsverbrechen vorgeworfen und deshalb zehneinhalb Jahre Haft gefordert. Jetzt wurde sie zu einer Haftstrafe in Höhe von neun Jahren und drei Monaten verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Prozess am Oberlandesgericht Koblenz lief seit Anfang des Jahres. Die frühere "IS"-Anhängerin war bei ihrer Wiedereinreise nach Deutschland 2022 festgenommen worden und saß seitdem in Untersuchungshaft.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. Juni 2023 um 16:55 Uhr.