
Omikron in Bremen Höchste Inzidenz trotz Impfrekord
Bremen hat Deutschlands höchste Impfquote - und jetzt plötzlich auch Deutschlands höchste Corona-Inzidenz. Wie kann das sein?
Die Stadt Bremen weist seit Tagen die höchste Inzidenz in Deutschland auf - laut Robert Koch-Institut (RKI) liegt sie derzeit bei knapp 800. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Bremens Gesundheitsressort rechnet weiter mit sehr hohen Neuinfektionszahlen. Dabei ist das kleine Bundesland seit Langem auch bundesweit Spitzenreiter bei der Impfquote. Wie passt das zusammen?
Die Gründe dafür sind einem Senatssprecher zufolge vielfältig. So schütze eine Zweit- oder Boosterimpfung zwar vor schweren Verläufen, allerdings nicht mehr so gut vor Ansteckungen mit der neuen Omikron-Variante.
Im Land Bremen macht die neue Mutation dem jüngsten Wochenbericht des RKI zufolge inzwischen 85,5 Prozent der Ansteckungen aus. Zum Vergleich: Im benachbarten Niedersachsen sind es 66,4 Prozent, in anderen Stadtstaaten wie Hamburg (48 Prozent) und Berlin (58,2 Prozent) liegt die Quote ebenfalls niedriger. Im Bundesschnitt gehen mittlerweile 44,3 aller Neuinfektionen auf Omikron zurück.
Unterschiede zwischen Stadt und Land
Als weiteren Grund für Bremens höhere Ansteckungsrate nennt das Gesundheitsressort, dass Menschen sich in Ballungsräumen schneller anstecken als in ländlichen Regionen wie dem benachbarten Niedersachsen. Dort steigen die Inzidenzen derzeit vor allem in den nahe Bremen gelegenen niedersächsischen Landkreisen wie Delmenhorst, Osterholz und Verden ebenfalls schnell an.
"Eingefangen kriegt man Omikron jetzt definitiv nicht mehr", sagt der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb. Mit Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen ginge es höchstens um eine Verlangsamung und Abschwächung, für alles andere sei Omikron einfach zu infektiös.

Superspreader-Event Weihnachtsmarkt? In Bremen wurde er nicht abgesagt. Bild: Kristian Klooß, Radio Bremen
Nähe zu den Niederlanden
Warum es nun ausgerechnet Bremen so massiv trifft, ist dem Bremer Gesundheitsressort zufolge dennoch nicht klar definierbar. Zwar hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schon kurz nach Weihnachten eine mögliche Grenznähe zu den mit hohen Inzidenzen kämpfenden Niederlanden als möglichen Grund genannt.
Die Begründung Lauterbachs, dass vor allem grenznahe Bundesländer von vielen Omikron-Infektionen betroffen seien, sieht Epidemiologe Zeeb für Stadtstaaten wie Bremen und Hamburg aber nicht als maßgeblich an. Bei einer hochinfektiösen Variante wie Omikron sei der Umstand entscheidender, dass Menschen in einer Stadt eng zusammenlebten.
Welche Rolle spielt der Weihnachtsmarkt?
Das Bremer Gesundheitsressort will die Hypothese Lauterbachs ebenfalls weder bestätigen noch ausschließen. Die Behörde weist allerdings darauf hin, dass, anders als in vielen Gemeinden im benachbarten Niedersachsen, der Weihnachtsmarkt in Bremen stattgefunden habe. Und der sei erfahrungsgemäß ein beliebtes Ausflugsziel für niederländische Besucherinnen und Besucher in der Vorweihnachtszeit, so das Ressort.
Kein Anstieg der Covid-Intensivpatienten
Trotz der seit Ende Dezember von den nördlichen Bundesländern aus anrollenden Omikron-Welle gibt es allerdings auch Grund zur Hoffnung - auch für andere Bundesländer. Denn die Lage auf den Intensivstationen im Land Bremen ist bislang stabil. "Seit mehreren Wochen bewegen sich die Zahlen der Covid-Patienten weder nach oben noch nach unten", sagt ein Sprecher des Gesundheitsressorts. Und das trotz einer Hospitalisierungsrate von mittlerweile 13,59. Im Schnitt aller Bundesländer liegt der Anteil Corona-Erkrankter bei den wöchentlichen Krankenhaus-Aufnahmen pro 100.000 Einwohner aktuell noch bei 3,26.