Menschen feiern auf einem Konzert in Baden-Württemberg
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Angebot für 18-Jährige Was der Kulturpass bietet - und was nicht

Stand: 14.06.2023 11:20 Uhr

Musik oder Museum, Theater oder Tanz - für gratis: Das bietet der Kulturpass für Jugendliche. Heute geht's los. Wer kann den Pass bekommen, wie funktioniert er - und was geht damit nicht? Ein Überblick.

Die Ausgangslage

Gerade nach der Coronazeit soll für junge Menschen die Vielfalt von Kunst und Kultur in Deutschland wieder erlebbar werden. Mit dem Kulturpass will die Bundesregierung sie dafür begeistern und ihnen den Zugang ermöglichen. Denn: Einer aktuellen repräsentativen Umfrage der Bertelsmann-Stiftung zufolge, ist einer übergroßen Mehrheit der Menschen in Deutschland Kultur zwar wichtig. Sie wollen auch, dass die kulturellen Angebote etwa in Theatern für kommende Generationen erhalten bleiben.

Eine Diskrepanz gibt es der Umfrage zufolge jedoch zwischen dem einheitlichen Wunsch nach Kulturerhalt und dem tatsächlichen Interesse sowie der Nutzung der Angebote. Sowohl in der gesamten Bevölkerung als auch in der Generation der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren interessieren sich demnach zwei Drittel gar nicht oder weniger stark für Theateraufführungen, klassische Konzerte, Oper-, Ballett- und Tanzaufführungen.

Ein junger Mann betrachtet eine "Otto"-Ausstellung in Rostock.

Mal wieder ins Museum? Auch das kann aus dem Guthaben finanziert werden.

Kulturpass - was ist das?

Der Kulturpass umfasst ein einmaliges 200-Euro-Budget, das der Staat denjenigen schenkt, die in diesem Jahr ihren 18. Geburtstag feiern. Sie können davon nach eigenem Geschmack unter anderem Konzertkarten, Bücher, Musik, Theater- oder Museumsbesuche bezahlen. Das Guthaben können Berechtigte innerhalb von zwei Jahren auf einer digitalen Plattform einlösen, die als App und Website verfügbar ist.

Ausgeschlossen von dem Angebot sind große Online-Versandhändler oder Streamingdienste und Musikplattformen, "die Registrierung ist beschränkt auf lokale Kulturanbieter", so die Bundesregierung. In der Pilotphase sind auch längerfristige Freizeitangebote wie Töpfer- oder Sprachkurse ausgeschlossen, das gilt auch für Abonnements.

Woher kommt das Geld?

Für den Kulturpass stellt die Bundesregierung 100 Millionen Euro Förderung bereit. Ende des Jahres soll das Pilotprojekt überprüft werden. Sollte es gut ankommen, ist denkbar, das Angebot auf 15- bis 17-Jährige auszuweiten. Der Kulturpass ist eine Initiative des Deutschen Bundestags gemeinsam mit der Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, und Bundesfinanzminister Christian Lindner.

Ab wann geht es los?

Ab heute sind die Angebote verschiedener Anbieter über eine digitale Plattform abrufbar. Nutzer wie Veranstalter müssen sich registrieren. Für Anbieter ist die Plattform seit Mitte Mai freigeschaltet. Laut einem Sprecher der Kulturstaatsministerin zeigen die bisherigen Anmeldungen, "dass der Kulturpass Mitte Juni mit einem inhaltlich wie geografisch breit gefächerten Angebot starten kann".

 Die Band Pussy Riot steht auf der Bühne bei ihrem Konzert im Kühlhaus beim Neiße Filmfestival.

Kultur live und vor Ort erleben.

Wer kann den Pass bekommen?

Alle, die 2023 ihren 18. Geburtstag haben und in Deutschland leben, können das Kultur-Guthaben nutzen, "ob sie den deutschen Pass haben oder nicht", so Roth. Das sind laut statistischem Bundesamt etwa 750.000 junge Menschen.

Start der Kulturpass-App für Jugendliche

Benedikt Scheper, NDR, tagesthemen, 14.06.2023 22:15 Uhr

Um das Guthaben nutzen zu können, muss man sich über die Online-Ausweis-Funktion des Personalausweises identifizieren - damit sind deutsche Personalausweise seit Juli 2017 automatisch ausgestattet. Für EU-Bürger geht das über eine eID-Karte. Menschen ohne EU-Pass benötigen einen elektronischen Aufenthaltstitel (eAT).

Wie kommt man ran an die Kultur?

Vom 18. Geburtstag an kann man sich auf der digitalen Plattform registrieren. Danach kann die angemeldete Person ihr Budget über die Kulturpass-Website oder die App innerhalb von zwei Jahren vom Tag der Registrierung an einlösen.

Die Tickets für das gewünschte Angebot oder die ausgewählten Artikel können die Pass-Besitzer auf der Webseite oder per App reservieren. Zum Abholen vor Ort bekommen sie dafür einen digitalen Abholcode. Die Auswahl ist nicht geografisch beschränkt, Interessierte können aber ihre Suche an den Standort anpassen.

Ein Mann sortiert  einen Stapel Bücher.

Auch Bücher oder Comics sind unter den Angeboten.

Wie funktioniert das für Anbieter?

Kulturanbietende können sich auf der digitalen Plattform einen "Shop" einrichten und dort ihre Angebote registrieren. Das können Veranstaltungen wie Konzerte oder Kino sein, aber genauso Objekte wie Comics, Bücher oder Musikinstrumente. Wenn ihre Angebote angenommen werden, bekommen Anbieter die Kosten im Nachhinein erstattet. Von der erwarteten höheren Nachfrage sollen also auch lokale Kulturveranstalter und Künstler, aber auch Buch-oder Plattenläden profitieren. Kulturstaatsministerin Roth sieht darin auch "eine große Chance für die gesamte Kulturszene".

Gibt es ein Vorbild?

Die Bundesregierung hat beim Kulturpass andere europäische Länder als Vorbild, wie beispielsweise Frankreich Dort gibt es den "pass culture" schon seit 2021 landesweit. Das deutsche Modell unterscheidet sich davon aber in der Höhe des Budgets, beim Kreis der berechtigten Altersgruppen sowie bei den Vorgaben für den Einsatz des Geldes.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 02. Juni 2023 um 21:32 Uhr.