Ein Fieberthermometer, Nasenspray und eine Tasse Tee stehen vor einem Bett, in dem ein Kind mit Kuscheltier sitzt und auf ein Tablet schaut.

Robert Koch-Institut Derzeit mehr Grippe als Corona bei Kindern

Stand: 20.05.2022 07:12 Uhr

Bei sommerlichen Temperaturen in Deutschland sind die Corona-Infektionszahlen rückläufig. Kinder stecken sich dafür aktuell häufiger mit einer anderen Atemwegserkrankung an, wie das Robert Koch-Institut festgestellt hat.

Bei Kindern wird derzeit nach Erkenntnissen des Robert Koch-Instituts häufiger Grippe diagnostiziert als eine Infektion mit dem Coronavirus. Betroffen seien insbesondere 5- bis 14-Jährige, schreibt das Institut in seinem am Donnerstagabend veröffentlichten Wochenbericht. Das RKI beruft sich auf Erkenntnisse aus der virologischen Überwachung.

"Bei Auftreten von Symptomen einer neu auftretenden Atemwegserkrankung wie z.B. Schnupfen, Halsschmerzen oder Husten wird - unabhängig vom Impfstatus und auch bei negativem Covid-19 Testergebnis - dringend empfohlen, Kontakte zu meiden und bei Bedarf die hausärztliche Praxis zu kontaktieren", hieß es.

Fachleute sprechen aktuell von geringfügig erhöhter Influenza-Aktivität in Deutschland, das heißt, es wurde zuletzt zwar eine leicht zunehmende Zahl von Grippefällen diagnostiziert, eine Grippewelle hat aber bislang in der Saison 2021/22 nach wissenschaftlicher Definition gar nicht erst begonnen. Die Arbeitsgemeinschaft Influenza hatte für die vergangene Woche von knapp 2000 gemeldeten Fällen berichtet. Bei Grippe wird eine hohe Dunkelziffer nicht erkannter und nicht gemeldeter Fälle angenommen.

Eine junge Frau liegt mit einer Grippe im Bett.

Experten befürchten, dass die Grippewelle in diesem Jahr trotzdem besonders heftig ausfällt. mehr

Corona-Zahlen sinken, sind aber wenig aussagekräftig

Zur Entwicklung der Corona-Pandemie stellt das RKI fest, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in der vergangenen Woche weiter gesunken sei - um 13,5 Prozent im Vergleich zur Woche davor. Viele Indikatoren zu Krankenhauseinweisungen und Todesfällen nähmen weiter ab. Dennoch: "Der Infektionsdruck bleibt mit ca. 400.000 innerhalb der letzten Woche an das RKI übermittelten Covid-19-Fällen hoch", so das RKI.

Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 361,8

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sank am Freitag auf 361,8. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 383,2 gelegen (Vorwoche: 485,7; Vormonat: 688,3). Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - wegen überlasteter Gesundheitsämter und weil nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur diese zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter in Deutschland dem RKI 48.910 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 68 999 registrierte Ansteckungen) und 151 Todesfälle (Vorwoche: 164). Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen oder Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende immer mehr Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden.

Verbreitung von Virusvarianten

In Deutschland ist laut RKI-Wochenbericht weiterhin die Omikron-Variante BA.2 vorherrschend. Ihr Anteil sank allerdings leicht auf 97,4 Prozent. Dafür wuchs der Anteil der Omikron-Subvariante BA.5, bisher jedoch auf sehr niedrigem Niveau. Er lag nach den jüngsten verfügbaren Daten, einer Stichprobe von vorletzter Woche, bei 1,4 Prozent. In den Wochen zuvor waren es 0,5 und 0,3 Prozent.

"Der aktuell besonders in Südafrika und zuletzt auch in Portugal zunehmende Trend der Omikron-Linien BA.4 und BA.5 geht dort mit einem Anstieg der Covid-19-Fallzahlen und Positivenrate einher", schreibt das RKI. In Deutschland ist bei BA.4 bisher nur eine sehr kleine Zunahme auszumachen, von 0,1 auf 0,3 Prozent. Auch bei Mischvarianten ist dem Bericht zufolge bisher kein starker Anstieg zu verzeichnen. Es werden aber nicht alle positiven Proben dahingehend untersucht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 05. April 2022 um 12:10 Uhr.