Studie zu Corona-Folgen Kinder aus ärmeren Familien stärker belastet

Stand: 28.07.2022 18:11 Uhr

Dass sich die Corona-Pandemie negativ auf viele Kinder ausgewirkt hat, ist bekannt. Aber wer von ihnen ist besonders betroffen? Einer Studie zufolge leiden vor allem Kinder aus ärmeren Familien und von alleinerziehenden Müttern.

Kinder aus Familien mit einem niedrigen Einkommen haben psychisch stärker unter der Corona-Pandemie gelitten als andere Kinder. Das ist das Ergebnis einer Studie der AOK-Krankenkasse.

Die Mehrheit der befragten Mütter hat demnach angegeben, dass ihre Kinder gesundheitlich relativ gut durch die Pandemie gekommen sind. Während nur 16 Prozent Verschlechterungen der körperlichen Gesundheit des Nachwuchses bemerkt hätten, habe jede dritte Mutter berichtet, dass die seelische Gesundheit der Kinder gelitten habe. Überdurchschnittlich häufig habe das Familien mit einem niedrigen Haushaltseinkommen betroffen.

Verschlechterung der Psyche

Bei den Antworten auf die Fragen zur seelischen Gesundheit der Heranwachsenden zeigt sich demnach ein deutliches soziales Gefälle: Während der Corona-Pandemie haben laut Studie vor allem Alleinerziehende und Mütter mit einfacher Bildung und geringem Haushaltseinkommen eine Verschlechterung der seelischen Gesundheit ihrer Kinder bemerkt. Das sagen deutlich mehr Geringverdienerinnen (51,0 Prozent) und Alleinerziehende (44,1 Prozent) als der Durchschnitt mit 34,9 Prozent.

Generell wird demnach die aktuelle seelische Gesundheit des eigenen Kindes im Vergleich zur körperlichen Gesundheit deutlich schlechter bewertet. 59,4 Prozent schätzten den seelischen Zustand ihrer Kinder als gut oder sehr gut ein. Auch hier fällt die Bewertung der Mütter mit einfacher Bildung (50,2 Prozent) oder geringem Haushaltseinkommen (40,7 Prozent) sowie von Alleinerziehenden (45,9 Prozent) deutlich schlechter aus.

Reizbarer, aggressiver und hoher Medienkonsum

Jede fünfte Mutter fand demzufolge, dass ihr Nachwuchs seit Beginn von Corona reizbarer und aggressiver geworden ist. Fast drei von vier Müttern berichteten von einem übermäßigen Medienkonsum und fast zwei Drittel von einem Bewegungsmangel ihrer Kinder. Übergewichtige Kinder hatten in vier Fünftel der Fälle noch mehr Gewicht zugelegt. Mütter mit geringer Bildung, geringem Einkommen und Alleinerziehende berichteten auch hier häufiger von Problemen als der Durchschnitt. Beispielsweise verschärften sich die Gewichtsprobleme von Kindern aus armen Familien in neun Zehnteln der Fälle.

Bedarf nach Nachhilfe- und Lerngruppen

Viele Kinder konnten demnach seit Beginn der Pandemie die Angebote der vorschulischen oder schulischen Bildung, Betreuung und Erziehung nur selten oder unregelmäßig nutzen. Die meisten befragten Mütter wünschen sich hierfür Unterstützung durch Sportvereine (27,8 Prozent), gefolgt von Schulpsychologen und Sozialarbeitern (24,8 Prozent).

Mütter mit niedrigem sozialem Status formulierten überdurchschnittlich häufig Bedarf hinsichtlich Nachhilfe- und Lerngruppen, um Versäumtes aufzuholen. Die Mehrheit der befragten Mütter hat sich laut Studie vor allem durch den während der Pandemie eingeschränkten Kindergarten- und Schulbetrieb stark oder sehr stark belastet gefühlt (65,2 Prozent), insbesondere die Alleinerziehenden mit 69,6 Prozent. Auch hier hätten Alleinerziehende sowie Mütter mit niedrigem Haushaltseinkommen häufiger starke oder sehr starke Belastungen angezeigt.

"Wie ein roter Faden zieht sich durch fast alle Ergebnisse unserer Untersuchung, dass Kinder aus sozial schwächeren Familien deutlich stärker durch die Pandemie belastet waren", sagte Studienleiter Klaus Zok laut einer Mitteilung.

Für die Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, die in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut durchgeführt worden ist, sind nach eigenen Angaben im Februar und März dieses Jahres 3.000 Mütter von drei- bis zwölfjährigen Kindern befragt worden. Die Befunde deckten sich mit den Ergebnissen aus anderen Studien.