Lage verschlechtert sich Jedes fünfte Kind ist armutsgefährdet
Seit Jahren steigt der Anteil von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, die als armutsgefährdet gelten. Im vergangenen Jahr waren es 20,8 Prozent der Minderjährigen - ein neuer Höchststand.
Kinder und Jugendliche in Deutschland sind zunehmend von Armut bedroht. Im vergangenen Jahr stieg der Anteil der unter 18-Jährigen, die nach offizieller Definition armutsgefährdert sind, auf 20,8 Prozent und damit auf den bisher höchsten Wert des sogenannten Mikrozensus seit 2015. Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervor, aus der mehrere Medien zitieren. Damals lag die Armutsgefährdungsquote von Kindern und Jugendlichen demnach noch bei 19,7 Prozent, im Jahr 2020 bereits bei 20,4 Prozent.
Kinder gelten laut der offiziellen Definition als armutsgefährdet, wenn sie in Haushalten leben, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung haben.
Linkspartei fordert mehr Kindergrundsicherung
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch warnte angesichts der Entwicklung vor einer weiteren Verschärfung der Situation für Millionen Kinder in Deutschland. "Mit der Inflation und den explodierenden Energiepreise droht ein weiterer massiver Anstieg der Kinderarmut", sagte Bartsch der "Augsburger Allgemeinen", die als erste über die Zahlen berichtet hatte. "Wir brauchen jetzt einen Schutzschirm für Familien in Deutschland", forderte der Fraktionschef. "Sie dürfen nach Corona nicht wieder die Verlierer sein."
Die Regierungskoalition müsse dem dritten Entlastungspaket "eine armutsfeste Kindergrundsicherung hinzufügen", forderte er. Die geplante Erhöhung des Kindergeldes um 18 Euro sei deutlich zu wenig.
Bürgerbeauftragte besorgt um Chancengleichheit
Auch Schleswig-Holsteins Bürgerbeauftragte Smiah El Samadoni hat in Kiel betont: "Für die Kinder und Jugendlichen bedeutet ein Aufwachsen in Armut ein Aufwachsen ohne Chancengleichheit". Dies fange bereits bei der Frage der frühkindlichen Bildung und der Finanzierbarkeit von Kitaplätzen an und setze sich bei der Frage der Bildungsgerechtigkeit in Schulen und der sozialen Teilhabe fort.
El Samadoni forderte zum Weltkindertag am 20. September, dass die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen vorangetrieben wird: "Der Weltkindertag richtet den Fokus darauf, wie wir den Kindern und Jugendlichen in unserer Gesellschaft die Teilhabe ermöglichen und ihre Rechte sichern. Leider ist hier in vielen Bereichen noch ein weiter Weg zu gehen", sagte sie.