
Studie 2017 Tausende Opfer von Genitalverstümmelung
Es sei eine "schwere Menschenrechtsverletzung", heißt es aus der Politik: Fast 50.000 Mädchen und Frauen in Deutschland sind Opfer weiblicher Genitalverstümmelung geworden. Die meisten stammen aus afrikanischen Ländern und dem Irak.
In Deutschland leben schätzungsweise etwa 47.300 Opfer weiblicher Genitalverstümmelung. Das geht aus der ersten Studie zur nationalen Verbreitung dazu hervor, die das Bundesfamilienministerium vorgestellt hat.
Verbreitet ist die Genitalverstümmelung unter anderem in Ägypten, Eritrea, Somalia, Äthiopien, Mali und dem Irak. Dabei wird die Klitoris ganz oder teilweise amputiert. In einigen Ländern werden auch die Schamlippen abgetrennt. Der Studie zufolge stieg die Zahl der betroffenen Frauen und Mädchen durch die Zuwanderung aus Staaten, wo diese grausame Tradition praktiziert wird, von Ende 2014 bis Mitte 2016 um knapp 30 Prozent.
"Schwere Menschenrechtsverletzung"
"Die weibliche Genitalverstümmelung ist eine schwere Menschenrechtsverletzung. Sie verursacht unfassbare körperliche Qualen und seelisches Leid", erklärte der Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, Ralf Kleindiek. Laut Studie sind hierzulande zwischen 1558 und 5684 Töchter von Migranten von Genitalverstümmelung bedroht.
Nach deutschem Recht ist diese Tortur auch dann strafbar, wenn sie im Ausland vorgenommen wird. Um zu verhindern, dass Eltern ihre Töchter im Heimatland einer "Ferienbeschneidung" unterziehen, hatte die Bundesregierung im Dezember 2016 eine Änderung des Passgesetzes beschlossen. Künftig kann Menschen, die für eine Genitalverstümmelung mit einem Mädchen oder einer Frau ins Ausland reisen wollen, der Pass entzogen werden.