Olaf Scholz und Mohammed Schia al-Sudani

Besuch des Ministerpräsidenten al-Sudani Scholz will Energiepartnerschaft mit dem Irak

Stand: 13.01.2023 19:14 Uhr

Die Bundesregierung sucht weltweit nach Ersatz für ausbleibende russische Gasimporte. Beim Antrittsbesuch des irakischen Ministerpräsidenten bringt Bundeskanzler Scholz den Irak als Energielieferanten ins Spiel.

Auf der Suche nach Ersatz für russisches Gas macht sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nun auch für eine Energiepartnerschaft mit dem Irak stark. "Der Irak wäre für uns ein sehr gern gesehener Kooperationspartner bei dem Import von Gas und Öl nach Deutschland", sagte Scholz nach einem Treffen mit dem neuen Ministerpräsidenten des Landes, Mohammed Schia al-Sudani in Berlin.

Gasimporte könnten über Deutschland auch in andere europäische Länder weitergeleitet werden. Scholz betonte, dass Deutschland nicht wieder von einzelnen Gaslieferanten abhängig werden wolle wie früher von Russland. Von dort kam vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zeitweise weit mehr als die Hälfte der deutschen Gasimporte.

Nutzung von Gas, das bei der Ölproduktion entsteht

Deutschland bezieht derzeit gar kein Gas mehr aus Russland. Al-Sudani betonte Iraks Absicht, Gasexporte weiter voranzutreiben. "Wir haben ehrgeizige Pläne für die Nutzung von Gas, das die Ölproduktion begleitet und dabei abgebrannt wird", sagte der Ministerpräsident. "Wir haben diese Möglichkeiten aufgezeigt und deutsche Unternehmen zu Investitionen in diesem Sektor eingeladen."

Kaum ein Land der Welt ist so stark abhängig von den Öleinnahmen wie der Irak. Das Land ist nach Angaben der Internationalen Energieagentur der fünftgrößte Erdölproduzent. Auch Gas exportiert der Irak über ein 2022 eröffnetes LNG-Terminal der Basra Gas Company.

Siemens soll im Irak Kraftwerke bauen

Am Rande des Besuchs unterzeichnete das Unternehmen Siemens Energy auch eine Absichtserklärung mit Iraks Elektrizitätsminister Siad Ali Fadhil, um die Infrastruktur der notorisch schlechten Stromversorgung im Land auszubauen.

"Wir haben gute Erfahrungen mit Siemens gemacht. Wir haben den Wunsch geäußert, andere (deutsche) Unternehmen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Landwirtschaft zu sehen", sagte al-Sudani. Konkret soll Siemens Energy mit fossilen und erneuerbaren Energieträgern betriebene Kraftwerke in einer Dimension von rund sechs Gigawatt auf- und ausbauen.

Die schlechte Stromversorgung ist neben der misslichen Wirtschaftslage und Korruption einer der Gründe für die Massenproteste, die den Irak seit 2019 in mehreren Wellen erschütterten. Al-Sudani absolvierte seinen Antrittsbesuch in Berlin, nachdem er im Oktober nach monatelangen Machtkämpfen seine Regierung gebildet hatte.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 13. Januar 2023 um 15:43 Uhr.