
Festnahme nach Anschlag auf BVB Ermittler gehen von Einzeltäter aus
Stand: 21.04.2017 13:03 Uhr
Die Bundesanwaltschaft hat nach der Festnahme eines Tatverdächtigen bislang keine Anhaltspunkte für Mittäter bei dem Anschlag auf den BVB. Der Mann werde dem Haftrichter vorgeführt. Es gibt noch offene Fragen.
Die Bundesanwaltschaft hat nach der Festnahme eines 28-Jährigen im Fall des Anschlags auf den BVB weitere Einzelheiten bekannt gegeben. "Wir gehen davon aus, dass der Beschuldigte für den Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund am 11. April verantwortlich ist", sagte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke Köhler. Die Behörde gehe derzeit davon aus, dass der Mann alleiniger Täter gewesen sei. Er müsse noch dem Haftrichter vorgeführt werden.
Die Bundesanwaltschaft beschuldigt Sergej W., auf einen durch den Anschlag verursachten Kursverlust der BVB-Aktie gesetzt zu haben, um dadurch einen Millionengewinn einstreichen zu können. An islamistischen oder anderen extremistischen Hintergründen bestünden erhebliche Zweifel.
Festnahme eines Tatverdächtigen nach BVB-Anschlag
tagesschau 16:00 Uhr, 21.04.2017, Antraud Cordes-Strehle, WDR
Die GSG 9 hatte den Mann am Morgen im Raum Tübingen festgenommen. Sergej W. wird versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Polizeieinsätze gab es in Tübingen und Rottenburg am Neckar in Baden-Württemberg. Nach Informationen des nordrhein-westfälischen Innenministeriums wohnte der Mann in Freudenstadt im Nordschwarzwald.
Optionsscheine gekauft
Der Beschuldigte erwarb der Ermittlungsbehörde zufolge am 11. April - dem Tag des Anschlags - 15.000 Verkaufsoptionen für in Bezug auf die BVB-Aktie. Die Papiere hätten eine Laufzeit bis zum 17. Juni gehabt. Der Kauf wurde demnach über einen Online-Anschluss des Mannschaftshotels abgewickelt, in dem W. wie das BVB-Team wohnte. Der Beschuldigte habe die Papiere über einen am Anfang April 2017 aufgenommenen Verbraucherkredit finanziert.
Der Käufer spekulierte laut Bundesanwaltschaft auf fallende Kurse - die Höhe des Gewinns durch die Optionsscheine hänge von der Höhe des Kursverlustes ab. Mit einem erheblichen Kursverfall wäre zu rechnen gewesen, wenn Spieler schwer verletzt oder sogar getötet worden wären. Der Verdächtige sei wie die Mannschaft Gast im Mannschaftshotel gewesen und habe dort bereits am 9. April ein Zimmer im Dachgeschoss mit Blick auf den späteren Anschlagsort bezogen.
Sprengsätze über eine Länge von zwölf Metern angebracht
Die Sprengsätze waren dem Generalbundesanwalt zufolge über eine Länge von zwölf Metern in einer Hecke entlang der Fahrstrecke des Mannschaftsbusses angebracht. Die Sprengwirkung der mit Metallstiften bestückten Sprengsätze sei auf den Bus ausgerichtet gewesen. Ein Metallstift sei noch in einer Entfernung von 250 Meter aufgefunden worden. Die Zündung sei nach derzeitigem Erkenntnisstand für jeden Sprengsatz separat über eine funkausgelöste elektrische Schaltung erfolgt.
Herkunft und Art des beim Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus verwendeten Sprengstoffs ist noch nicht ermittelt. Da bei der Explosion der drei Sprengsätze vergangene Woche der gesamte Sprengstoff umgesetzt worden sei, seien die Untersuchungen "etwas komplexer und etwas aufwendiger".
Frank Bräutigam, ARD-Rechtsexperte, zur Festnahme nach Anschlag auf BVB
ARD-Mittagsmagazin 13:00 Uhr, 21.04.2017
Die BVB-Spieler waren kurz vor dem Anschlag mit ihrem Bus vom Mannschaftshotel zum Champions League-Hinspiel gegen den AS Monaco abgefahren. Die drei Sprengsätze waren in einer Hecke in der Nähe des Hotels versteckt. Das Spiel war dann wegen des Anschlags um einen Tag verschoben worden.
Borussia Dortmund hofft nach der Festnahme auf schnelle Aufklärung. "Die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft, des Bundeskriminalamts und der nordrhein-westfälischen Polizei wurden sehr intensiv und mit Hochdruck geführt. Dafür bedanken wir uns in aller Form und hoffen, dass in dem Tatverdächtigen nun der Verantwortliche für den niederträchtigen Anschlag auf unsere Spieler und Staff-Mitglieder gefasst werden konnte", erklärten Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Präsident Reinhard Rauball.
De Maizière: Festnahme ein "großer Erfolg"
Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte, die Festnahme sei ein "großer Erfolg". "Jetzt geht es darum, Beweise zu sichern und mögliche Hintergründe aufzuklären", erklärte der CDU-Politiker. "Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, wäre das ein besonders widerwärtiges Tatmotiv."
NRW-Innenminister Ralf Jäger bezeichnete die Festnahme als "gute Nachricht für den Fußball". Der Erfolg der Fahnder sei den intensiven Ermittlungen von Bundesanwaltschaft, Bundeskriminalamt und Polizei zu verdanken, twitterte der SPD-Politiker.
Festgenommener BVB-Bombenleger
B. Wolf, SWR
21.04.2017 16:07 Uhr
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