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Immer mehr Erkrankungen Kommt jetzt die Grippewelle?

Stand: 24.01.2020 03:45 Uhr

Das Coronavirus dominiert die Schlagzeilen, doch gefährlicher für Deutschland ist die Grippe: Mehr als 13.000 Menschen haben sich seit Oktober infiziert - 32 Patienten starben.

Von Von Leon Kaschel, WDR

Wie viele Menschen sind schon erkrankt?

Dem Robert-Koch-Institut wurden seit Oktober 13.350 Grippe-Infektionen gemeldet. Bisher gibt es 32 Todesfälle, die nachweislich mit einer Grippeerkrankung in Verbindung stehen. Allein in der vergangenen Woche sind deutschlandweit knapp 4500 Menschen an Grippe erkrankt.

Dieter Häussinger, Leiter der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie in Düsseldorf geht davon aus, dass die Zahl der Fälle jetzt steigen wird: „Gerade in den Ballungsgebieten wird die Zahl der Grippeerkrankten in den kommenden Wochen zunehmen.“

Wie ist der Vergleich zum Vorjahr?

In diesem Jahr liegt die Zahl der Grippeinfektionen bislang höher, als im vergangenen Jahr. 2019 erkrankten zur gleichen Zeit innerhalb einer Woche etwa 2200 Menschen an einer Grippe. Bis dahin waren auch insgesamt deutlich weniger Menschen erkrankt. Die Grippewelle kam erst später.

So wurden dem Robert-Koch-Institut Ende Februar 2019 innerhalb einer Woche mehr als 25.000 Grippe-Fälle gemeldet. Im vergangenen Jahr verlief die Grippewelle dennoch relativ harmlos.

Die Zahl der Erkrankungen schwankt von Jahr zu Jahr stark, weil das Influenza-Virus sich jedes Jahr etwas verändert. „Das führt dazu, dass der Virus mal mehr, mal weniger aggressiv ist“, so Norbert Karl Mülleneisen, Lungenfacharzt aus Leverkusen. Eine Prognose, wie stark die Grippewelle in diesem Jahr verlaufen könnte, wagen Mediziner nicht.

Grippeimpfung

„Es ist sinnvoll, sich kurz vor der Grippewelle zu impfen, weil man dann den besten Schutz hat."

Sollte man sich jetzt noch impfen lassen?

Aus Sicht der Medizin ist es nicht zu spät, um sich jetzt noch gegen den Grippevirus impfen zu lassen. Eher das Gegenteil sei der Fall, so Lungenarzt Mülleneisen: „Es ist sinnvoll, sich kurz vor der Grippewelle zu impfen, weil man dann den besten Schutz hat.“

Und es ist auch noch genug Impfstoff da: Laut Paul-Ehrlich-Institut wurden mehr als 21 Millionen Impfdosen freigegeben. Man sollte die Impfung jetzt aber nicht mehr lange hinauszögern. Bis die Impfung wirkt, dauert es nämlich ein bis zwei Wochen.

Allerdings: Die Grippeimpfung schützt nicht komplett vor einer Infizierung. Die Erkrankung verläuft jedoch milder.

Wer ist besonders betroffen?

Grundsätzlich sei es für jeden Menschen empfehlenswert, sich mit einer Impfung gegen eine Grippe zu schützen, so der Gastroenterologe Häussinger. „Menschen mit einem schwachen Immunsystem, alte Menschen und schwangere Frauen sollten sich aber auf jeden Fall impfen lassen.“ Für sie sei das Grippe-Virus besonders gefährlich.

Und auch medizinisches und Pflegepersonal sollte geimpft sein. Sie haben ein besonders hohes Risiko, sich anzustecken oder den Virus auf andere zu übertragen.

Unterscheiden sich die Symptome des Coronavirus von den Grippesymptomen?

Für einen Laien ist es schwierig zu unterscheiden, ob es sich um Influenza oder das neue Coronavirus handelt. Das neue Virus ist grippeähnlich, und es treten entsprechende Symptome auf: Husten, Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen prägen den Krankheitsverlauf.

Außerdem ist das Coronavirus genauso wie die Grippe nach aktuellem Stand von Mensch zu Mensch übertragbar.

Allerdings könne das neue Coronavirus etwas drastischer verlaufen, so der Gastroenterologe Häussinger. Mediziner können jedoch testen, ob es sich um eine Influenza handelt, oder um einen anderen Erreger. Das Coronavirus kann bei genauerer Untersuchung somit nicht mit dem Influenza-Virus verwechselt werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das MDR Fernsehen am 23. Januar 2020 um 21:00 Uhr in der Sendung "Hauptsache Gesund".