Bundesregierung legt Opferzahlen vor Der tödliche Weg nach Europa

Stand: 10.02.2013 04:42 Uhr

Zum ersten Mal hat die Bundesregierung Zahlen zu Todesopfern an den EU-Außengrenzen vorgelegt. 2012 starben mindestens 180 Menschen beim Versuch, die EU zu erreichen. Doch das sind keine amtlichen Zahlen, sondern nur gesammelte Einzelfälle. Die Linkspartei befürchtet noch weitaus mehr Opfer.

Von Arne Meyer, NDR, ARD-Hauptstadtstudio

Sie kamen aus Syrien, dem Irak, den Palästinensergebieten und sie ertranken zum Beispiel bei dem Versuch, auf Booten über das Mittelmeer und die Ägäis die griechische Insel Lesbos zu erreichen. Am 6. September vergangenen Jahres starben mehr als 60 Flüchtlinge, am 14. Dezember 21. Nur zwei von mehreren Beispielen, die die Bundesregierung in der Antwort auf die Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion aufgeführt hat, die NDR Info vorliegt.

Nach Angaben des dabei federführenden Innenministeriums handelt es sich aber nicht um amtliche Zahlen, sondern um Angaben von im Ausland eingesetzten Beamten der Bundespolizei, die dort im Rahmen ihrer Arbeit für die EU-Grenzschutzagentur Frontex waren. Danach sind 2012 mindestens 180 Flüchtlinge bei dem Versuch ums Leben gekommen, irregulär - wie es die Bundesregierung betont - die Grenzen der EU zu erreichen.

Frontext rettet 33.000 Menschen aus Seenot

Die Bundestagsfraktion der Linkspartei vermutet, dass die Zahl der tatsächlichen Todesopfer deutlich höher sein muss. Darauf weise schon alleine die Tatsache hin, dass im Rahmen von Frontex-Operationen 2011 insgesamt 33.000 Personen aus Seenot gerettet worden seien.

"Diejenigen, die nicht gerettet wurden, finden in keiner Statistik Eingang. Es ist davon auszugehen, dass die Abschottung der Wohlstandsfestung EU jährlich tausende Menschen das Leben kostet", so die Innenexpertin der Fraktion, Ulla Jelpke. Nach ihren Informationen hat die Bundesregierung erstmals entsprechende Angaben zu Todesopfern an den EU-Außengrenzen gemacht.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 10. Februar 2013 um 12:05 Uhr im Deutschlandradio Kultur.