
EKD-Synode Die Entdeckung der Jugend
Stand: 12.11.2018 04:37 Uhr
Jeder dritte evangelische Jugendliche erlebt die Jugendarbeit der Kirche. Doch danach verlieren die Gemeinden oft den Kontakt. Nun will die EKD junge Erwachsene wirksamer einbinden.
Von Matthias Morgenroth, BR
Die Evangelische Kirche in Deutschland hat eine neue Gruppe entdeckt: die jungen Erwachsenen. Sie hat auch entdeckt, dass sie so gut wie nicht weiß, was die wollen - weil kaum jemand zwischen 20 und 30 in Kirchengemeinden auftaucht. Die klassische Jugendarbeit brummt nach wie vor. Aber danach ist Flaute.
Zu den 120 Mitgliedern der EKD-Synode sind daher am Abend 60 junge Erwachsene eingeladen. Und die Vertreterinnen und Vertreter der Landeskirchen hören erst mal zu - wo überhaupt Kirche noch erwünscht ist. "Gerade in meinem Alter, da kann ich mich über so viele Dinge informieren, da kann ich mich auch in mein Zimmer setzen und einfach mal glauben, da muss ich nicht in den Gottesdienst gehen", lautet eine der Aussagen. Eine andere: "Ich seh es ganz persönlich überhaupt nicht so, dass Glaube und Kirche immer eins ist, meine Eltern sind aus der Kirche ausgetreten, aber haben mich gläubig erzogen." - "Ich kann diese Gemeinschaft haben, ohne zu glauben, und ich kann diese Werte haben, ohne zu glauben, also was ist das, was der Glaube zusätzlich noch bringt."
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Mehr junge Leute in Entscheidungsgremien
Junge Erwachsene sind kaum beteiligt in den kirchlichen Strukturen. Diese Diagnose liegt schon seit einigen Jahren vor. Das evangelische Kirchenparlament hat zwar offiziell acht Jugenddelegierte. Aber die dürfen nur diskutieren, nicht mit abstimmen. Das soll sich ändern, finden viele.
Aber mehr noch, sagt die Vorsitzende der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer. Sie will mehr junge Leute in Entscheidungsgremien. "Wir sind ja Kirche", sagt sie - und die wolle in die Gesellschaft hineinwirken. "Nicht nur in einen verengten Bereich, sondern in die gesamte Gesellschaft, und deswegen sind junge Menschen da ganz wichtig."
Es müsse sich bald was ändern in den Strukturen, sagt auch der EKD Ratsvorsitzende, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Wenn es nicht mit gutem Willen gehe, dann brauche es Quoten für junge Erwachsene, dort wo etwas entschieden werden kann. Es sei keineswegs so, dass es keine jungen Menschen in der Kirche gebe. Allein in Bayern seien es 150.000 Jugendmitarbeiter. "Aber sie kommen in den Entscheidungsgremien nicht vor", so Bedford-Strohm. Die vielen engagierten junge Menschen in unserer Kirche sehen "und mit mehr Ausstrahlung zu verbinden, das ist unser Ziel".
Chance nicht verspielen
Die EKD-Synode will sehr grundlegend fragen: Wo und wie können die Landeskirchen Plattformen oder Räume schaffen, in denen sich junge Erwachsene viel freier als bisher selbst organisieren können - und das müssen nicht nur Gottesdienste sein. Immer noch ist jeder dritte evangelische Jugendliche mal mit der kirchlichen Jugendarbeit in Berührung gekommen. Diese Chance will man nicht verspielen. Zur aktuellen Entwicklung der Jugendarbeit in den Kirchengemeinden werden heute Zahlen vorgelegt.
Außerdem will man sich bei der EKD-Synode, die bis Mittwoch in Würzburg tagt, auch mit Chancen und Risiken der Digitalisierung beschäftigen – und sich gerade von den digital natives erklären lassen, wie man denn die neuen Medien noch besser auch zur eigenen Vernetzung nutzen könnte.
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Matthias Morgenroth, BR
11.11.2018 23:52 Uhr
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