Fragen und Antworten zum Umgang mit dem Erreger Wie kann ich mich vor EHEC schützen?

Stand: 13.06.2011 10:58 Uhr

Tausende Fälle von EHEC-Infektionen sind in einer ersten Welle Anfang Mai in Deutschland registriert worden. Mehr als 30 Menschen starben an den Folgen. Wie kann man sich vor EHEC-Bakterien schützen, wer ist gefährdet und was sind erste Symptome? tagesschau.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist EHEC?

EHEC ist eine Abkürzung für enterohämorrhagische Escherichia coli. Es handelt sich um eine Sonderform der Kolibakterien, die im Darm Nährstoffe spalten und für die Abwehr von Krankheitserregern sorgen. EHEC sind Bakterien, die normalerweise im Darm von Rindern, Schafen und anderen Tieren vorkommen. Bei dem speziellen Typ O104:H4 halten es manche Experten aber auch für möglich, dass Menschen die Hauptträger sind, da dieser Erreger bislang nur beim Menschen nachgewiesen wurde. Im menschlichen Körper setzen EHEC-Bakterien gefährliche Giftstoffe frei, die lebensbedrohliche Erkrankungen auslösen können.

Was bedeutet der EHEC-Stamm O104:H4?

Beim aktuellen EHEC-Typ handelt es sich um das Bakterium O104:H4. O steht für bestimmte Eigenschaften der Oberfläche, H für Eigenschaften der Geißeln (Flagellen) der Keime. Der lebensbedrohliche Erreger produziert das giftige Shigatoxin, das Zellen angreift. Auffällig ist, dass dieses Bakterium gegen eine Reihe von Antibiotika resistent ist. O104:H4 führt außerdem zu besonders vielen schweren HUS-Fällen (hämolytisch-uräimisches Syndrom).

Was bedeutet EHEC, HUS und O104?

EHEC-Keime sind eine besonders gefährliche Form des Darmbakteriums Escherichia coli. Das natürliche Reservoir der Bakterien ist der Darm von Wiederkäuern, speziell von Rindern. Beim derzeit grassierenden EHEC-Erreger handelt es sich nach Laboruntersuchungen vermutlich um den E. coli Typ O104:H4. Die Keime werden durch Kontakt mit Tierkot, über kontaminierte Lebensmittel oder auch von Mensch zu Mensch übertragen.

Eine EHEC-Infektion führt zu Durchfällen, die auch blutig sein können. Weitere Symptome sind Übelkeit, Erbrechen und zunehmende Bauchschmerzen. Bei besonders schweren Verläufen der Infektion kommt es zu einem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS), das zu einer schweren Nierenstörung, neurologischen Schäden und sogar zum Tode führen kann.

Das Robert Koch-Institut hat seit Einführung der Meldepflicht 1998 in Deutschland jährlich rund 1000 EHEC-Erkrankungen und 60 HUS-Fälle registriert.

Was sind die Symptome?

In leichten Fällen spüren Menschen, die sich mit EHEC-Bakterien infiziert haben, unter Umständen keine Symptome, sodass die Infektionen unerkannt bleiben können. In den meisten Fällen zeigt sich eine EHEC-Infektion aber in Form eines wässrigen Durchfalls. Hinzu kommen Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Bei einem Teil der Patienten kommt es auch zu blutigem Durchfall und Fieber. In den besonders schweren Fällen, die auch als hämolytisch-uräimisches Syndrom (HUS) bezeichnet werden, leiden die Betroffenen unter Blutarmut, neurologischen Ausfällen und Nierenversagen. Zu weiteren Komplikationen kommt es, wenn Schwellungen und kleine Blutverklumpungen die Blutbahnen verstopfen. Die Erkrankung kann dabei lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Erste Todesfälle der aktuellen Erkrankungswelle wurden am 24. Mai bekannt.

Wie lange dauert es nach der Infektion bis zu den ersten Symptomen?

Die Inkubationszeit liegt zwischen zwei und zehn Tagen. Im Durchschnitt treten die ersten Symptome wie Durchfall nach drei bis vier Tagen auf.

Was tun beim Auftreten der Symptome?

Zunächst sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen. Das gilt vor allem dann, wenn sich bei Patienten blutiger Durchfall zeigt. Den Nachweis einer EHEC-Infektion ist im Labor möglich. Erkrankte sollten die Infektion nicht mit einem Antibiotikum behandeln, weil dies die Situation verschlimmern kann. Zum einen würden die Patienten dadurch länger EHEC-Erreger ausscheiden und wären dadurch für ihr Umfeld ein größeres Ansteckungsrisiko. Durch den Einsatz eines Antibiotikums müsste aber vor allem mit einer verstärkten Freisetzung der gefährlichen Giftstoffe aus den Bakterien gerechnet werden, was zu einem schweren Krankheitsverlauf bei den Betroffenen führen könnte.

Wie werden EHEC-Bakterien übertragen?

Die EHEC-Bakterien werden in der Regel über den Kot von Tieren verbreitet. Schon sehr geringe Mengen von weniger als 100 Erregern können beim Menschen zu einer Infektion führen. Dazu kann es beim direkten Kontakt mit Tieren kommen. Aber auch eine indirekte Infektion über verunreinigtes Fleisch oder über Gemüse, das auf den Feldern mit Gülle gedüngt wurde, ist möglich. Mehrere Landwirtschaftsverbände wiesen jedoch darauf hin, dass Gemüse in der Wachstumsphase normalerweise nicht mit Gülle gedüngt werde. Beim Baden in verunreinigtem Wasser können Menschen den gefährlichen Erreger ebenfalls aufnehmen. Auch die Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich - und zwar in Form sogenannter Schmierinfektionen.

Wer ist gefährdet?

In den vergangenen Jahren bestand die größte Gefahr für kleine Kinder, an schweren Formen der EHEC-Infektion zu erkranken. Beim aktuellen Ausbruch sind vor allem Erwachsene betroffen, in der Anfangsphase waren es insbesondere Frauen. Sie würden meist das Essen zubereiten, vermuteten Experten zunächst als Grund dafür. Inzwischen wurde auf Sprossen vom Biohof Bienenbüttel in Niedersachsen der gefährliche EHEC-Erreger O104:H4 nachgewiesen. Unklar ist noch, ob der Keim auf die Sprossen übertragen wurde oder ob das Saatgut bereits belastet war.

Wie kann ich mich vor EHEC-Infektionen schützen?

Ein wichtiger Schutz ist, die Verzehrwarnungen der Behörden ernst zu nehmen und auf bestimmte Lebensmittel - wie aktuell Sprossen - zu verzichten. Ein weiterer wichtiger Schutz vor den Erregern ist Hygiene. Am besten ist es, sich regelmäßig gründlich die Hände zu waschen. Das gilt ganz besonders vor dem Zubereiten von Speisen. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt zudem, Speisen vor dem Essen gründlich zu garen, und zwar mindestens zehn Minuten lang bei 70 Grad oder einer höheren Temperatur. Frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse sollten gründlich gewaschen werden. Leicht verderbliche Lebensmittel sollten Verbraucher immer im Kühlschrank aufbewahren. Zusätzlich wird empfohlen, bei der Zubereitung von Fleisch und anderen Lebensmitteln nie dieselben Messer oder Schneidebretter zu verwenden. Auch nach dem direkten Kontakt mit lebenden Tieren - zum Beispiel in einem Streichelzoo - ist es wichtig, sich gründlich die Hände zu waschen.

Wie schütze ich mich, wenn ein Angehöriger erkrankt?

Um eine Ansteckung innerhalb der Familie oder in einem gemeinsamen Haushalt zu vermeiden, ist es besonders wichtig, regelmäßig die Hände zu waschen. Gegenstände, die der Erkrankte berührt, sollten desinfiziert werden. Kleidungsstücke, die aufgrund von Durchfall oder Erbrechen mit EHEC-Bakterien in Kontakt gekommen sind, sollten laut Robert-Koch-Institut gründlich gewaschen und desinfiziert werden.