DeutschlandTrend

ARD-DeutschlandTrend November 2008 Gute Noten fürs Krisenmanagement

Stand: 06.11.2008 22:49 Uhr

Das Finanz-Rettungspaket der Regierung bekommt von den Deutschen gute Noten. Das ist eine der zentralen Aussagen des ARD-DeutschlandTrends. Trotzdem geht die Mehrheit der Bürger davon aus, dass der Höhepunkt der Krise erst noch kommt. Zweites beherrschendes Innenpolitik-Thema: Das Debakel der Hessen-SPD.

Die internationale Finanzkrise war in den zurückliegenden Wochen das beherrschende Thema in der Öffentlichkeit, und es spricht vieles dafür, dass sie es weiterhin bleiben wird. 63 Prozent der Deutschen gehen davon aus, dass der schlimmste Teil der Krise erst noch bevorsteht. Fast ebenso viele (59 Prozent) sehen dabei Deutschland als Opfer von Fehlern, die vor allem in den USA begangen wurden. Das sind zwei der zentralen Ergebnisse des aktuellen ARD-DeutschlandTrends im Auftrag der Tagesthemen.

Unterstützung für das Rettungspaket der Regierung

Die Art und Weise, wie die Bundesregierung auf die Krise reagiert hat, wird von den Deutschen überwiegend positiv bewertet. Drei von vier Bundesbürgern bescheinigen dem Berliner Kabinett ein schnelles und entschlossenes Handeln. Für das Banken-Rettungspaket gibt es überwiegend Unterstützung. 62 Prozent der Deutschen würden es begrüßen, wenn der Staat angesichts des eklatanten Versagens im Finanzsektor generell wieder stärker in die Wirtschaft eingreifen würde.

Das von der Bundesregierung ebenfalls als Reaktion auf die Krise beschlossene Konjunkturpaket stößt bei mehr als zwei Dritteln auf positive Resonanz. Auch die in dem Paket vorgesehen Einzelmaßnahmen kommen überwiegend gut an - vor allem die bessere Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen. Am umstrittensten ist die Steuerbefreiung für Neuwagen.

Auch wenn die aktuellen Auswirkungen der Finanzkrise für den Einzelnen bisher nicht als dramatisch eingeschätzt werden, hat die Krise im Bewusstsein vieler Menschen deutliche Spuren hinterlassen: Jeder Zweite macht sich um seine persönliche wirtschaftliche Zukunft derzeit Sorgen. Diese Sorgen spiegeln sich auch in der Frage wider, wie die Entwicklung der persönlichen Situation eingeschätzt wird.

Während in der Vergangenheit vor allem die rasante Preisentwicklung in Deutschland bei nur mäßig steigenden Einkommen die Erwartungen der Deutschen dämpften, trägt nun die Banken- und Finanzkrise zusätzlich zur Verunsicherung bei. Nur 14 Prozent der Bundesbürger gehen davon aus, dass es ihnen in einem Jahr wirtschaftlich besser gehen wird als heute, 27 Prozent befürchten dagegen, schlechter dazustehen. 58 Prozent erwarten, dass sie ihren Lebensstandard halten können.

Angst, den Lebensstandard nicht halten zu können

Bei der Einschätzung für einen längeren Zeitraum - gefragt wird hier nach der Situation in zehn Jahren - gehen die Einschätzungen der Deutschen weiter auseinander: Immerhin 20 Prozent gehen davon aus, dass sich ihre persönliche finanzielle Lage längerfristig gesehen verbessern wird, 36 Prozent befürchten, ihren Lebensstandard nicht halten zu können. 42 Prozent erwarten längerfristig keine wesentlichen Änderungen.

Hoffnung auf Bewältigung der Krise

Der Anteil derjenigen, die längerfristig mit einem persönlichen finanziellen Abstieg rechnen, ist im Vergleich zum Juli dieses Jahres allerdings gesunken. Im Sommer waren die längerfristigen Zukunftserwartungen angesichts rasant steigender Preise merklich pessimistischer als derzeit. Zudem hat die Politik sowohl national als auch international mit schnellen Reaktionen auf die Finanzkrise offenbar in den Augen der Bürger Handlungsfähigkeit bewiesen, die Hoffnung auf die Bewältigung der Krise nährt.

Gute Noten für Merkel und Steinbrück

Die insgesamt sehr gute Bewertung des Krisenmanagements der Bundesregierung beruht nicht zuletzt auch auf den guten Noten, die die Kanzlerin und der Finanzminister für ihr Agieren im Zusammenhang mit der Finanzkrise erhalten: 72 Prozent der Deutschen sagten, Angela Merkel habe bei der Bewältigung der Krise gute oder sehr gute Arbeit geleistet. Finanzminister Peer Steinbrück kommt hier auf einen Wert von 65 Prozent. Die Bundeskanzlerin und der Finanzminister stoßen in allen Parteilagern auf große Zustimmung, selbst die Anhänger der Linkspartei kommen mit knapper Mehrheit zu einem positiven Urteil. Deutlich kritischer wird Wirtschaftsminister Michael Glos bewertet. Nur 31 Prozent bewerteten seine Reaktion auf die Finanzkrise positiv.

Zweifel an der SPD-Absage an die Linkspartei

Das zweite innenpolitisch beherrschende Thema der vergangenen Tage war die gescheiterte Machtübernahme der SPD in Hessen. Eine klare Mehrheit der Deutschen (66 Prozent) glaubt, dass die Vorgänge in Hessen der SPD im Bund eher schaden. Nur 22 Prozent gehen davon aus, dass die Bundes-SPD davon eher profitieren wird.

An der mehrmals wiederholten Absage von Spitzenpolitikern der Bundes-SPD an eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei gibt es noch immer erhebliche Zweifel. 59 Prozent der Deutschen glauben nicht, dass sich die SPD tatsächlich an diese Aussage hält, wenn sie nach der Bundestagswahl 2009 nur mit Hilfe der Linkspartei an die Macht kommen könnte. Im Vergleich zur Mai-Umfrage ist dieser Anteil allerdings deutlich zurückgegangen.

Union legt zu, SPD weiter im Stimmungstief

Bei der "Sonntagsfrage" bleibt die SPD angesichts des Hessen-Debakels und der anhaltenden Kritik an Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee weiter im Stimmungstief. CDU und CSU können hingegen offenbar von der Zustimmung zum Finanzkrisenmanagement der Regierung profitieren: Die Union kann derzeit mit einem Stimmenanteil von 37 Prozent rechnen. Im Vergleich zum Oktober bedeutet dies einen Zuwachs von zwei Punkten. Die SPD stagniert bei einem Wähleranteil von 25 Prozent. Die drei kleineren Parteien liegen nahezu gleich auf: Während die Linkspartei um einen Punkt auf zwölf Prozent zulegt, muss die FDP ein Minus von zwei Punkten auf aktuell elf Prozent hinnehmen. Unverändert würden die Grünen elf Prozent erreichen. Alle anderen Parteien kämen zusammen genommen auf vier Prozent der Stimmen.

Untersuchungsanlage DeutschlandTrend

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl / Randomstichprobe
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews
Fallzahl: 1000 Befragte (700 West / 300 Ost)
Erhebungszeitraum: 03. bis 04. November 2008
Fehlertoleranz: 1,4 bis 3,1 Prozentpunkte
Sonntagsfrage: 1500 Befragte
Erhebungszeitraum: 03. bis 05. November 2008
Fehlertoleranz: 1,1 bis 2,5 Prozentpunkte
Hessenumfrage: 1000 Befragte
Erhebungszeitraum: 04. bis 05. November 2008
Fehlertoleranz: 1,4 bis 3,1 Prozentpunkte