DeutschlandTrend

ARD-DeutschlandTrend Piraten obenauf - FDP auf Rekordtief

Stand: 06.10.2011 22:40 Uhr

Die Piraten schwimmen auf der Sympathiewelle - wäre am Sonntag Bundestagswahl, erhielten sie acht Prozent. Die FDP fällt auf ihr schlechtestes Ergebnis in der Geschichte des DeutschlandTrends. Auch Union und Grüne verlieren, die SPD legt zu. In Sachen Euro-Krise sind die Deutschen skeptisch.

Bundesweit acht Prozent der Deutschen würden der Piratenpartei ihre Stimme geben, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Das ist ein Plus von sechs Prozentpunkten im Vergleich zum DeutschlandTrend des Vormonats. Die Piraten sind also im Aufwind, für die FDP geht's rapide bergab. Der kleine Koalitionspartner der Union verliert erneut und schrumpft auf drei Prozent. Das ist der schlechteste Wert, der je für die FDP im DeutschlandTrend gemessen wurde.

Bergab ging es in der Sonntagsfrage auch für die Grünen, Union und Linkspartei. Die Grünen verlieren erneut drei Prozentpunkte und landen bei 17 Prozent. Die Union verliert ebenfalls drei Prozentpunkte und erreicht 32 Prozent. Die Linkspartei erreicht sechs Prozent (minus ein Prozentpunkt). Zulegen konnte neben den Piraten einzig die SPD: Sie erreicht in der Sonntagsfrage 30 Prozent, nach 28 Prozent im Vormonat.

Die Piraten - eine "Denkzettelpartei"?

Sind die Piraten also eine ernstzunehmende Partei? Nein, finden 47 Prozent der Deutschen. Dagegen beantworten 17 Prozent die Frage mit einem Ja. Sie meinen, dass die Piraten durchaus eine echte Alternative zu SPD, Grünen und Linkspartei seien.

Mehr als zwei Drittel der Deutschen (72 Prozent) sind der Ansicht, "die Piratenpartei wird nur gewählt, um den anderen Parteien einen Denkzettel zu verpassen". 63 Prozent finden, "die Piraten sind eine Alternative für die, die sonst gar nicht wählen würden". Und 50 Prozent sagen, "die Piraten sorgen dafür, dass endlich auch mal die Jüngeren was zu sagen haben". Dass die Piraten "die einzige Partei ist, die sich wirklich für die Freiheit des Einzelnen einsetzt", meinen immerhin 15 Prozent.

Wunsch nach Großer Koalition

Trotz des Höhenflugs der Piraten: In der Gunst der Wähler liegt derzeit eine Große Koalition vorn. 51 Prozent der Deutschen finden, dass ein Bündnis aus Union und SPD "gut für Deutschland" wäre. Knapp dahinter - bei 47 Prozent - liegt der Wunsch nach einer Koalition aus SPD und Grünen. Eine schwarz-grüne Koalition sehen 26 Prozent als "gut für Deutschland", von einem Bündnis aus SPD, Linkspartei und Grünen denken dies 21 Prozent. Dass die schwarz-gelbe Bundesregierung "gut für Deutschland" ist, denken nur 20 Prozent. Genau so viele - also 20 Prozent - meinen, eine Koalition aus SPD, Grünen und Piratenpartei wäre gut für das Land.

Sympathie für ehemalige und amtierende Finanzminister

Und welcher Politiker liegt in der Gunst der Deutschen vorn? Klare Antwort: der Bundesfinanzminister. Mit der Arbeit von Wolfgang Schäuble sind 57 Prozent der Deutschen zufrieden. Das ist ein Plus von fünf Prozent im Vergleich zum Vormonat. Auf Platz zwei landet der ehemalige Finanzminister: Peer Steinbrück leistet in den Augen von 55 Prozent (minus ein Prozent) der Deutschen überzeugende Arbeit. Die gleichen Zustimmungswerte erreicht SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier (minus zwei Prozent). Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière kommt mit einer Zustimmung von 53 Prozent (minus vier Prozent) auf den vierten Platz. Dahinter liegt die Kanzlerin: Mit der Arbeit von Angela Merkel sind 48 Prozent (plus ein Prozent) zufrieden.

Schlusslichter der abgefragten Spitzenpolitiker sind FDP-Chef Philipp Rösler und Außenminister Guido Westerwelle. Rösler erreicht 21 Prozent Zustimmung (minus sechs Prozent), mit der Arbeit von Westerwelle sind 18 Prozent der Deutschen zufrieden. Das sind noch mal zwei Prozent weniger als im Vormonat.

Keine weitere Hilfe für Griechenland

Ungeachtet der hohen Zustimmungswerte für Bundesfinanzminister Schäuble, der derzeit in Sachen Euro-Krise und Griechenland-Rettung im Dauereinsatz ist: Die weitere Unterstützung des hochverschuldeten Landes stößt bei der Mehrheit der Deutschen auf Ablehnung. In Zahlen: 53 Prozent sprechen sich gegen weitere Hilfe für Griechenland aus, das sind sechs Prozent mehr als im Vormonat. 42 Prozent finden dagegen, die EU-Länder sollten Griechenland weiter unterstützen.

Auch die Zustimmung des Bundestags zum Ausbau des Euro-Rettungschirms EFSF hält eine Mehrheit von 54 Prozent für falsch. Nur 38 Prozent finden das Ja der Abgeordneten richtig. Vor die Wahl gestellt, ob das Rettungspaket für Griechenland ausgebaut oder dem Land ein Teil der Schulden erlassen werden sollte, entscheiden sich 23 Prozent für den Ausbau des Rettungspakets. Die klare Mehrheit - nämlich 66 Prozent - sind für einen Schuldenerlass.

Eine ganz große Mehrheit aber sieht weiterhin düster in die Zukunft: "Der schlimmste Teil der Euro-und Schuldenkrise steht uns noch bevor" - das meinen unverändert 80 Prozent der Deutschen.

Mehr oder weniger Europa?

Wie viel Europa ist gut für Deutschland? Darüber diskutierte die Union in der vergangenen Woche. Die Deutschen haben dazu eine klare Meinung: Sie wollen gefragt werden. 80 Prozent sprechen sich für eine Volksabstimmung aus, wenn mehr Rechte nach Europa verlagert werden sollen. 18 Prozent sehen das nicht so. Gleichzeitig spricht sich eine Mehrheit der Deutschen für "mehr Europa" aus: 58 Prozent finden, dass die europäischen Länder vor dem Hintergrund in den nächsten Jahren enger zusammenrücken und noch mehr gemeinsame Politik machen sollten. Im Vormonat waren es noch 64 Prozent.

Untersuchungsanlage DeutschlandTrend

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl / Randomstichprobe
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)
Fallzahl: 1003 Befragte
Erhebungszeitraum: 4. und 5. Oktober 2011
Fallzahl Sonntagsfrage: 1503 Befragte
Erhebungszeitraum: 4. bis 5. Oktober 2011
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
* bei einem Anteilswert von 5%, ** bei einem Anteilswert von 50%