
Corona-Krise Erntehelfer dürfen doch einreisen
Stand: 02.04.2020 17:07 Uhr
Im Kampf gegen das Coronavirus hat Deutschland die Grenzen weitgehend dicht gemacht - so wie viele EU-Länder auch. Um Ernteausfälle zu verhindern, dürfen Saisonarbeiter nun aber doch einreisen - unter strengen Auflagen.
Das Landwirtschafts- und das Innenministerium haben sich auf eine begrenzte Einreise von dringend benötigten Erntehelfern geeinigt. Trotz Corona-Pandemie dürften je 40.000 Saisonarbeiter aus Osteuropa im April und Mai nach Deutschland einreisen, teilte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit.
Laut einem Konzeptpapier der beiden Ressorts gibt es strenge Auflagen. Demnach dürfen die Arbeiter ausschließlich in Gruppen und mit dem Flugzeug ein- und ausreisen. Vorgesehen ist außerdem eine Gesundheitsprüfung. In den ersten 14 Tagen dürfen die Helfer auch ihren Betrieb nicht verlassen.
Liegen Anhaltspunkte auf eine Corona-Infektion vor, soll die Einreise verweigert werden. Bei den Arbeiten sollen die Erntehelfer Mindestabstände einhalten oder, falls dies nicht möglich ist, Mundschutz und Handschuhe tragen.
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tagesschau 20:00 Uhr, 02.04.2020, Tom Schneider, ARD Berlin
Auch Inländer sollen angeworben werden
Außerdem will die Bundesregierung für April und Mai jeweils rund 10.000 Menschen für Arbeit auf den Feldern und in den Gewächshäusern anwerben - etwa Arbeitslose, Studierende, Asylbewerber oder Kurzarbeiter.
"Das ist eine wichtige und gute Nachricht für unsere Bauern", sagte Klöckner. Die Ernte warte nicht, auch Aussaaten könne man nicht verschieben. Das Robert Koch-Institut habe für Einsatz und Unterbringung Regeln erarbeitet, die vor Ort kontrolliert werden müssten. Innenminister Horst Seehofer erklärte, es sei gelungen einen Weg zu finden, den Gesundheitsschutz der Bevölkerung und die Sicherung der Ernten miteinander in Einklang zu bringen.
Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Mathias Middelberg, begrüßte den Kompromiss. Eine Einreise einer begrenzten Zahl zusätzlicher Erntehelfer sei unter diesen Umständen vertretbar. Middelberg hatte zunächst für einen Einsatz von Flüchtlingen in der Landwirtschaft geworben.
Sorge um Ernte nach Einreisestopp
Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums werden bis Ende Mai etwa 100.000 Saisonarbeiter in der Landwirtschaft benötigt. Das Innenministerium hatte Ende März weitgehende Einreisebeschränkungen für Saisonarbeiter verhängt, um eine rasche Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland zu verhindern. Davon waren vor allem Erntehelfer aus Rumänien betroffen.
Bis zum Einreisestopp waren demnach rund 20.000 Arbeitskräfte nach Deutschland eingereist. Zuletzt hatte der Deutsche Bauernverband wegen des Einreisestopps vor Preissteigerungen beim Obst- und Gemüseangebot gewarnt.
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