
Gutachten zur Corona-Krise Lob für Leopoldina-Empfehlungen
Stand: 13.04.2020 18:48 Uhr
Die Wissenschaftsakademie Leopoldina hat eine Rückkehr zur Normalität empfohlen - unter anderem mit Schulöffnungen und Maskenpflicht in Bus und Bahn. Mehrere Politiker lobten das Corona-Gutachten der Regierungsberater.
Mehrere Politiker haben die Empfehlungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zur möglichen Lockerung von Einschränkungen in der Corona-Krise gelobt.
Forschungsministerin Anja Karliczek nannte die Empfehlungen eine "exzellente Beratungsgrundlage". Oberstes Ziel bleibe, die Ansteckungsgefahr zu reduzieren und Risikogruppen zu schützen. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sprach von der "bisher fundiertesten und plausibelsten wissenschaftlichen Handlungsempfehlung zur Corona-Krise".
Diese wichtige Expertise werde beim Gespräch der Bundesregierung mit den Ministerpräsidenten am Mittwoch eine zentrale Rolle spielen, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke. Im Interesse der Kinder und ihres Wohlergehens wäre es gut, dass möglichst viele von ihnen bald wieder in Krippe, Kindergarten und Schule gehen könnten. "Entscheidend ist, wie wir mit der Eindämmung des Virus vorangekommen sind", sagte Woidke.

Die Leopoldina ist eine der weltweit ältesten naturwissenschaftlichen Gelehrtengesellschaften und seit 2008 die Nationale Akademie der Wissenschaften Deutschlands. Unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Interessen berät sie Entscheidungsträger über gesellschaftlich relevante Themen.
1652 in Schweinfurt als "Academia Naturae Curiosorum" gegründet, erhielt sie ihren heutigen Namen von Kaiser Leopold I., der sie 1687 zur Reichsakademie erhob. Seit 1878 hat sie ihren Sitz in Halle.
Die derzeit mehr als 1500 Mitglieder sind wegen ihrer herausragenden wissenschaftlichen Leistungen in die Leopoldina gewählt worden. In der Vergangenheit waren das Forscher wie Albert Einstein, Marie Curie, Charles Darwin, Max Planck und Niels Bohr.
Leopoldina empfiehlt schrittweise Schulöffnung
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfiehlt etwa im Bildungsbereich, unter Gesundheits- und Hygienevoraussetzungen so bald wie möglich zuerst Grundschulen und die Sekundarstufe I schrittweise zu öffnen. Auch viele weitere Teile des öffentlichen Lebens könnten schrittweise wieder normalisiert werden.
Der Betrieb von Kitas sollte "nur sehr eingeschränkt wiederaufgenommen werden". Da kleinere Kinder sich nicht an die Distanzregeln hielten, aber Überträger seien, sollten Kitas für die jüngeren Jahrgänge bis zu den Sommerferien weiterhin im Notbetrieb bleiben.
Ramelow für Öffnungen im Einzelhandel
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow kann sich vorstellen, dass unter strengen Vorgaben der Einzelhandel schrittweise wieder öffnet. "Das geht aber nur mit mehr Personal, mehr Abstand und Kontrollen und strikten Auflagen", er. Er plädiere für ein gemeinsames Agieren der Länder.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet bereitete die Bürger auf "viele kleine, vorsichtige Schritte" vor. Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans forderte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe einen "Masterplan" zum Umgang mit dem Virus. "Es geht nicht um Rückkehr zur Normalität, sondern wie eine neue Normalität aussehen wird", sagte der CDU-Politiker.
FDP-Fraktionsvize Michael Theurer bezeichnete hat die Empfehlungen der Leopoldina als weiteren Weckruf für die Bundesregierung bezeichnet. Der Bericht sei auch "Startschuss für die Bundesregierung zur Entwicklung und Umsetzung eines Masterplans zum stufenweisen Wiedereinstieg in eine neue Normalität".
Beratungen mit Kanzlerin am Mittwoch
Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten beraten am Mittwoch darüber, wie nach dem 19. April verfahren wird. Unter anderem soll dabei erörtert werden, ob Teile der harten Beschränkungen schrittweise zurückgefahren werden können. Merkel hatte die Studie der Leopoldina als "sehr wichtig" für das weitere Vorgehen bezeichnet