Eine Schülerin führt einen Corona-Schnelltest durch.
FAQ

Corona-Pandemie Was das Ende der Isolationspflicht bedeutet

Stand: 05.04.2022 17:46 Uhr

Isolation und Kontaktvermeidung für Infizierte werden ab Mai nur noch dringend empfohlen. Was ist geplant, was soll das bringen? Und was bedeutet das für Krankschreibungen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist geplant?

Infizierten wird ab 1. Mai nur noch dringend empfohlen, sich für fünf Tage zu isolieren und Kontakte zu meiden. So sieht es eine Verständigung von Bund und Ländern vor, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verkündet hat. Eine Anordnung des Gesundheitsamts soll es nicht mehr geben. Auch Kontaktpersonen von Infizierten wird dringend empfohlen, selbstständig Kontakte zu reduzieren.

Infizierte sollen sich nach fünf Tagen selbst testen und Kontakte reduziert halten, bis der Test negativ ist. Kontaktpersonen werden tägliche Selbsttests geraten.

Anders verhält es sich für Beschäftigte in Gesundheitswesen und Pflege. Für sie soll es künftig ein angeordnetes Tätigkeitsverbot im Infektionsfall geben. Frühestens am fünften Tag nach Symptombeginn soll dies durch einen Schnell- oder PCR-Test enden können.

Wie ist es bisher?

Für nachgewiesen Infizierte wird bisher eine Isolierung angeordnet. Sie erfolgt in der Regel zu Hause, nur bei schwerem Krankheitsverlauf im Krankenhaus.

Für Personen, bei denen das Virus nicht nachgewiesen ist, aber der Verdacht auf eine Infektion besteht, wird bisher eine Quarantäne angeordnet. Dabei handelt es sich meist um Kontaktpersonen von Erkrankten. Von der Quarantäne ausgenommen sind Menschen mit einer Booster-Impfung, nach überstandener Infektion zweifach Geimpfte und Menschen, deren Impfung beziehungsweise Infektion nicht länger als drei Monate zurückliegt.

Isolation und Quarantäne enden in der Regel nach zehn Tagen. In beiden Fällen können sich Betroffene nach sieben Tagen durch einen PCR-Test oder einen zertifizierten Antigen-Schnelltest freitesten.

Wie begründet Lauterbach das Ende der Absonderungspflicht?

"Hier geht es einzig und allein darum, die total überlasteten Gesundheitsämter so neu zu strukturieren, dass sie die Arbeit machen können, die jetzt am wichtigsten ist", sagte Lauterbach. Sie sollten befreit werden von Arbeit, die derzeit ohnehin nicht mehr gut klappe.

Heute würden die Gesundheitsämter die Isolierungs- oder Quarantänefälle oft zu spät benachrichtigen, erläuterte Lauterbach. "Mit großer Verspätung kommen die Nachrichten und sie haben kam mehr Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen." Nichts zu tun habe die geplante Quarantäne-Änderung mit der Frage von Lockerungen und Freiheiten.

Das Ziel ist laut Lauterbach, dass Gesundheitsämter sich auf die zentralen Bereiche konzentrieren können, die besonders verletzliche Gruppen betreffen. Es gehe um Vorbeugung, Isolation und Quarantäne für Beschäftigte in Kliniken und Pflegeeinrichtungen.

Warum sind die Gesundheitsämter überlastet?

Hintergrund ist die aktuelle Omikron-Welle mit vielen, aber meist eher leichter verlaufenden Infektionen. Die Inzidenz sinkt derzeit, liegt aber immer noch bei 1394 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.

Auch in den Unternehmen haben die Belastungen durch Personalausfälle einer aktuellen Umfrage der staatlichen Förderbank KfW zufolge stark zugenommen - wegen Erkrankungen und Quarantäne innerhalb der Belegschaft sowie durch die Abwesenheit von Beschäftigten aufgrund von Schul- und Kitaschließungen.

Wie lautet die Kritik an den Plänen?

"Bei vielen Menschen kommt mit dieser Entscheidung die Nachricht an, dass man auch mit einer nachgewiesenen SARS-CoV-2 Infektion weiter am öffentlichen Leben teilnehmen kann", meint der Immunologe Carsten Watzl. "Diese Entscheidung geht daher in die falsche Richtung."

Der Sozialverband VdK warf Bund und Ländern vor, "komplett auf das "Prinzip Durchseuchung" zu setzen. "Der Schutz der Risikogruppen spielt für die Politik offenbar überhaupt keine Rolle mehr", sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele. Ähnlich äußerte sich die Deutsche Stiftung Patientenschutz.

Was heißt das für die Krankschreibung?

In Sachen Krankschreibung verändere sich nichts, sagte Lauterbach. Das habe schon bisher nichts mit der Anordnung von Quarantäne oder Isolation zu tun, sondern einfach mit der Diagnose. Und diese könne auf der Grundlage klinischer Symptome, eines Antigentests oder eines PCR-Tests gestellt werden.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund warnte jedoch davor, dass Beschäftigte aus Angst vor finanziellen Einbußen die freiwillige Isolation meiden. "Wenn der Gesundheitsminister seine 'dringende Isolationsempfehlung' ernst meint, muss er klären, wie in Zukunft etwaige Verdienstausfälle auf Grund von freiwilliger Isolation aufgefangen werden", sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel.

Quelle: dpa

Barbara Kostolnik, Barbara Kostolnik, ARD Berlin, 05.04.2022 18:19 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 05. April 2022 um 17:00 Uhr.