Itamar Ben-Gvir

Israels Polizeiminister Ben-Gvir Bundesregierung kritisiert Tempelberg-Besuch

Stand: 04.01.2023 15:14 Uhr

Nach den USA übt auch die Bundesregierung Kritik: Der Tempelberg-Besuch von Israels Polizeiminister Ben-Gvir sei eine bewusste Provokation und gefährde den Status quo. Im Gazastreifen löste der Besuch bereits heftige Reaktionen aus.

Die Bundesregierung hat den Tempelberg-Besuch des neuen israelischen Polizeiministers Itamar Ben-Gvir deutlich kritisiert. "Der gestrige Besuch ist eine Provokation, und deshalb lehnen wir dieses Vorgehen ganz klar ab", betonte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.

Darüber hinaus warnte er vor einseitigen Schritten, die den historischen Status quo auf dem Tempelberg gefährden. Die Bundesregierung erwarte, dass sich die neue israelische Regierung zur erprobten Praxis an den heiligen Stätten bekenne und weiteren bewussten Provokationen Einhalt gebiete. Auch in den USA sorgte der Besuch für Irritationen. Frankreich, Saudi-Arabien und vielen weitere Länder übten ebenfalls Kritik.

Ben-Gvir fordert "gleiche Rechte für Juden"

Ben-Gvir, der als rechter Hardliner gilt, hatte die heilige Stätte in der Jerusalemer Altstadt am Dienstagmorgen unter hohem Polizeischutz besucht. Begleitet wurde der Vorsitzende der Partei Otzma Jehudit (Jüdische Stärke) laut Medien von jüdischen Tempelbergaktivisten. Ben-Gvir gilt als starker Verfechter von Gebetsrechten für Juden auf dem Tempelberg. Wiederholt hatte er erklärt, den geltenden Status quo an der heiligen Stätte ändern und "gleiche Rechte für Juden" einführen zu wollen.

Militante Palästinenser reagierten auf Ben-Gvirs Besuch und feuerten eine Rakete in Richtung Israel ab. Der Start der Rakete am Dienstagabend sei aber fehlgeschlagen, teilte Israels Armee mit. Sie sei noch über dem Gazastreifen niedergegangen. Berichte über Verletzte oder gar Tote gibt es bisher nicht.

Nichtmuslime dürfen nicht beten

Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelsreise Mohammeds werden mit dem Ort verbunden.

Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Laut einer Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Nichtmuslime die Anlage besuchen, dort aber nicht beten. Ben-Gvir hatte diese Vereinbarung als rassistisch und diskriminierend bezeichnet.

An Besuchen nationalistischer Israelis sowie an jüdischen Forderungen nach Gebetsrechten auf dem Tempelberg entzündete sich in der Vergangenheit wiederholt teils gewalttätiger Protest von Palästinensern. Ein Besuch des späteren israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon auf dem Tempelberg 2000 gilt als Mitauslöser der zweiten Intifada.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 04. Januar 2023 um 15:00 Uhr.