
Triell der Kanzlerkandidaten Viel Attacke, wenig Ideen
Bei der zweiten Fernsehdiskussion zwischen den Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grünen ging es zeitweise heftig zur Sache. Umfragen zufolge lag Olaf Scholz am Ende vorne. Dennoch war es für alle Drei ein guter Abend.
Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz können mit sich zufrieden sein. Sie sind mit unterschiedlichen Vorgaben in das Triell gegangen und haben sie erfüllt. Wegweisend war die Veranstaltung jedoch nicht.
Für Unions-Kanzlerkandidat Laschet war der Druck am größten. Für ihn war das Triell der Abschluss eines Wochenendes, an dem es für ihn darum ging, sich und die Union aus dem Stimmungstief zu bringen. Noch ist es zu früh, um zu sagen, ob das jetzt wirklich die erhoffte Trendwende war - nicht weniger sollte dieses Wochenende mit einer Rede Laschets beim CSU-Parteitag und dem Triell laut CSU-Chef Markus Söder ja sein.
Laschet ließ Sympathiepunkte liegen
Aber Laschet hat sich im Spiel gehalten, nachdem sich am Samstag endlich auch die CSU, halb inszeniert, halb von Herzen, hinter ihn gestellt hatte. Laschets Hauptziel war - wenig überraschend - SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Ihn attackierte Laschet bei fast jedem Thema.
Die Debatte hat das belebt, die Unionskampagne nicht zwingend. Denn Laschet hat zugunsten seines demonstrativ vorgetragenen Kampfesmuts Sympathiepunkte liegen lassen. Und damit dem Konkurrenten von der SPD, Olaf Scholz, sogar so etwas wie einen Gefallen getan: Mit seinen Attacken hat er den oft so stoisch auftretenden Scholz aus der Reserve gelockt. Der konnte zeigen: Seht her, ich kann auch lebhaft und scharf diskutieren.
Baerbock lässt die Männer streiten
Scholz' Aufgabenstellung war es, die Mitbewerberin und den Mitbewerber auf Abstand zu halten. Auch das ist gelungen, allerdings konnten sowohl Baerbock als auch Laschet ein wenig Boden gut machen. Genau das, also Boden gut zu machen, war Baerbocks Hauptaufgabe, denn die Grünen liegen derzeit in Umfragen auf Platz drei hinter SPD und Union.
Baerbock war klug genug, sich aus den Streitereien der beiden Männer weitgehend herauszuhalten. Sie stichelte stattdessen, anders als die beiden Herren wolle sie über die Zukunft reden und präsentierte sich als Kandidatin gegen ein "Weiter so", wenig überraschend besonders deutlich beim Klimaschutz.
Keine neuen Ideen in Sicht
Baerbocks Auftritt brachte ihr vor allem Sympathiepunkte, aber davon kann man sich wenig kaufen. Die Umfragen im Anschluss an das Triell sahen zwar Scholz weiterhin deutlich vor den beiden anderen, enthielten aber auch einen Hoffnungsschimmer für Baerbock und Laschet - vor dem Triell hatten ihre Werte etwas niedriger gelegen. Scholz wiederum haben die ständigen Angriffe offenbar zumindest nicht geschadet.
Der Auftritt sich also für alle drei gelohnt. Er hat allerdings auch gezeigt: Wer in der Schlussphase des Wahlkampfes noch auf neue Ideen hofft, dürfte enttäuscht werden.
Kommentare geben grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin wieder und nicht die der Redaktion.