Der Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl
FAQ

Bundestagswahl Wahl-O-Mat gestartet

Stand: 02.09.2021 11:00 Uhr

Seit 2002 gibt es den Wahlprogrammvergleich Wahl-O-Mat. Die Nutzerzahlen sind seitdem stetig gewachsen, immer wieder gab es aber auch Kritik an der Ausgewogenheit des Tools. Wie die Inhalte zustande kommen, erklären seine Macher.

Von Vera Weidenbach, ARD-Hauptstadtstudio

Mit welcher Partei stimmen die eigenen politischen Ansichten überein? Bei dieser Frage soll der Wahl-O-Mat mit Blick auf die wichtigsten Themen vor der Bundestagswahl helfen. 38 Fragen können Nutzerinnen und Nutzer auf dem Computer oder der App mit "Ja", "Nein", oder "Neutral" beantworten. Ihre Meinungen werden dann mit den Standpunkten der 40 Parteien abgeglichen, die zur Wahl antreten.

Wie kommen die Thesen zustande?

Pamela Brandt, Projektleiterin für den Wahl-O-Mat bei der Bundeszentrale für politische Bildung, weiß, wie lang der Prozess bis zum fertigen Tool ist: Vier bis fünf Monate dauert er. Am Anfang erarbeiten junge Wählerinnen und Wähler die Themen mit Wissenschaftlern und Politikexperten - Grundlage dafür sind auch die Wahlprogramme. Dann werden die Thesen zu den Parteien geschickt, die ihren Standpunkt angeben und mit 500 Zeichen begründen dürfen. "Alle Antworten im Wahl-O-Mat sind von den Parteien selbst gegeben, man vergleicht sich dann am Ende mit den Parteien", sagt Brandt.

Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl ist online

Robert Holm, RBB, tagesschau 12:00 Uhr

Bekommen extreme Thesen zu viel Raum?

Der Wahl-O-Mat verkürzt und spitzt zu. Schließlich müssen oft komplexe Themen wie Steuer- oder Klimaschutzgesetze als Ja- und Nein-Fragen formuliert werden. Dadurch würden vermeintlich einfache, populistische Thesen in den Vordergrund rücken, so die Kritik.

Stefan Marschall ist Professor für Politik an der Universität Düsseldorf, wo die Forschung zum Wahl-O-Mat betrieben wird - teilweise auch im Auftrag der Bundeszentrale. Er sieht das nicht so. Sowohl die Formulierung der Fragen als auch die Themenauswahl geschehe nicht durch die Parteien. "Die Parteien haben sehr oft ihre Lieblingsthemen und deswegen ist es besonders wichtig zu schauen, dass nicht nur ein Thema bespielt wird, sondern dass verschiedene Themen auftauchen, möglichst die Breite des politischen Spektrums." Wichtiger sei bei der Auswahl, dass Unterschiede zwischen den Parteien deutlich werden. "Deshalb sind Punkte, denen alle zustimmen oder die alle ablehnen, nicht relevant für den Wahl-O-Mat."

Werden kleine Parteien benachteiligt?

Alle 40 Parteien, die zur Bundestagswahl antreten, sind im Tool vertreten. Zwar lassen sich auch einzelne Parteien auswählen, mit denen man die eigenen Meinungen abgleichen will, aber zu allen Parteien sind auch Kurzporträts im Wahl-O-Mat zu finden. Projektleiterin Brandt findet deshalb, dass kleine Parteien durch den Wahl-O-Mat die Chance bekommen, sichtbar zu werden: "Viele kleine Parteien haben oft wenig Budget, um Werbung zu machen, Plakate zu kleben - der Wahl-O-Mat hat eine enorme Reichweite, um wirklich viele kleine Parteien auf einmal ins Bewusstsein zu heben."

Warum gibt es den Wahl-O-Mat nur auf Deutsch?

Es habe mehrere Versuche gegeben, den Wahl-O-Mat auch in anderen Sprachen anzubieten, sagt Projektleiterin Brandt. Aber das sei bisher zu aufwendig. Die Schwierigkeit sei, bei den Übersetzungen entsprechende neutrale Wörter zu finden. Einzelne Begriffe hätten in anderen Sprachen andere Bedeutungen, sodass die User dadurch verwirrt würden. "Wir arbeiten noch immer daran", sagt Brandt. Versuche mit Türkisch und Dänisch seien aber bisher gescheitert. Auch in leichter Sprache soll es, wenn möglich, noch eine Version des Wahl-O-Mats geben. Wann das klappt, steht aber noch nicht fest.

Was bringt das Ergebnis?

Ganz wichtig ist den Macherinnen und Machern: Das Tool soll keine Wahlempfehlung sein, sondern wichtige Informationen zur Wahl geben. Das sei den meisten Nutzern auch bewusst, sagt Politologe Marschall. Aus den Befragungen zum Tool wisse man, dass die meisten Nutzer eine Parteipräferenz haben und schon wissen, wen sie wählen wollen. "Sie wollen nur nochmal schauen und abgleichen, ob diese Partei auch wirklich da steht, wo sie sie vermuten."

Entscheidend sei, dass die Leute beginnen, sich für Politik zu interessieren, meint Projektleiterin Brandt. Das erreiche der Wahl-O-Mat, wenn sich die Menschen über ihr Ergebnis unterhalten und dann auch über bestimmte Themen und die Parteien. "Das ist es ja, was wir wollen: Die Leute sollen ins Gespräch kommen und am Ende zur Wahl gehen."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 02. September 2021 um 12:00 Uhr.