
Artenschutz-Report des BfN Jede dritte Art gefährdet
Zum ersten Mal hat das Bundesamt für Naturschutz eine umfassende Analyse der in Deutschland lebenden Tier-, Pflanzen- und Pilzarten vorgelegt. Darin bezeichnet es den Zustand der Artenvielfalt als alarmierend. Denn jede dritte Art ist im Bestand gefährdet, andere sind sogar schon ausgestorben. Doch das Amt verzeichnet auch Erfolge durch gezielte Maßnahmen.
Deutschland ist Lebensraum für rund 48.000 Tier-, 9500 Pflanzen- sowie 14.400 Pilzarten. 32.000 davon hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in der Roten Liste Deutschland hinsichtlich ihrer Gefährdung untersucht. Das Ergebnis sei ernüchternd, heißt es: Etwa 31 Prozent der Arten wurden als bestandsgefährdet eingestuft, 4 Prozent sind sogar schon ausgestorben.
Auch "Allerweltsarten" gefährdet
Besonders dramatisch ist die Situation bei den wirbellosen Tierarten, zu denen Insekten gehören. Knapp 46 Prozent der untersuchten Arten sind bedroht, extrem selten oder schon ausgestorben. Zum Vergleich: Bei den Wirbeltieren sind es "nur" 28 Prozent. 22 Arten sind hier allein im vergangenen Jahrhundert ausgestorben, darunter die Langflügelfledermaus oder die Blauracke. Doch auch den "Allerweltsarten" wie der Lerche gehe es in Deutschland seit 20, 30 Jahren kontinuierlich schlechter, sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel. Angesichts der Zahlen forderte sie, die Anstrengungen für den Naturschutz zu verstärken. Das nationale Ziel, den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten, werde bislang verfehlt, betonte Jessel.
Landwirtschaft als Gefährdungsursache Nummer eins
Der Artenschutz-Report gibt auch einen Überlick über die Ursachen für die Gefährdung der Arten. Hier stünden intensive Formen der Landwirtschaft an vorderster Stelle, heißt es im Bericht. "Früher hat der Bauer auch mal ein Paar Halme stehenlassen. Der Feldhamster hatte was zu knabbern, die Vögel hatten dann auch was", beschrieb BfN-Sprecher Franz August Emde beispielhaft Änderungen in der Bewirtschaftung. Heute werde auch der letzte Halm verwertet, es gebe riesige Monokulturen.
Weitere Ursachen liegen in der Forstwirtschaft, Baumaßnahmen sowie im Ausbau von Sport- und Freizeitaktivitäten. Der Klimawandel spiele aktuell hingegen noch keine große Rolle. Das BfN geht jedoch davon aus, dass dieser Einfluss bei fortlaufender Klimaänderung zunehmen wird.
Artenschutzprogramme ausbauen
Um den Artenrückgang zu stoppen, müsse dringend gehandelt werden. Das BfN fordert daher, bestehende Artenschutzprogramme auszubauen und zu ergänzen. Dass diese Maßnahmen funktionieren, zeigen positive Beispiele der letzten Jahre: der Wolf ist zurück, die Biber-, Wildkatzen- und Schwarzstorchpopulationen haben sich erholt.