Loch in einer Ölpipeline in der angegriffenen Anlage in Saudi-Arabien

Angriff auf Ölanlagen War es der Iran?

Stand: 25.09.2019 04:07 Uhr

Nun hat sich auch Deutschland der Ansicht angeschlossen, der Iran sei verantwortlich für den Angriff auf die Ölanlagen in Saudi-Arabien. Eindeutige Belege liegen bislang allerdings nicht vor.

"Für uns ist deutlich, dass der Iran Verantwortung für diesen Angriff trägt", heißt es in einer Erklärung der deutschen, britischen und französischen Regierung zu den Angriffen auf Ölanlagen in Saudi-Arabien am 14. September. Es gebe keine andere plausible Erklärung. Belege präsentierten sie allerdings nicht.

Die iranische Führung wies die Erklärung wie auch die vorigen zurück. Sie sei auf "Basis grundloser Unterstellungen" gemacht worden.

Woher kamen die Raketen und Drohnen?

Bei den Angriffen waren eine Ölraffinerie des Konzerns Saudi Aramco in Abkaik und das Churais-Ölfeld im Osten Saudi-Arabiens von tief fliegenden Drohnen und Marschflugkörpern getroffen worden.

Trotz modernster Waffensysteme, großteils aus US-Produktion, und US-Unterstützung bei der Aufklärung war es den saudischen Streitkräften nicht gelungen, die Angriffe abzuwehren.

Die saudische Luftabwehr ist vor allem auf Bedrohungen vom Süden her ausgerichtet, von wo jemenitische Huthi-Rebellen häufig mit Kurzstrecken-Raketen und Drohnen angreifen. Die am 14. September eingesetzten Marschflugkörper und bewaffneten Drohnen seien jedoch aus nördlicher Richtung in das Gebiet geflogen, erklärten Vertreter der saudischen Führung. Im Norden liegen Irak und Iran.

Satellitenaufnahmen, auf denen die Ausrichtung der Eintrittslöcher in Abkaik und Churais zu erkennen sind, sollen dies belegen. Jedoch könnten die eingesetzten Raketen und Drohnen gelenkt und ihr Kurs somit geändert worden sein.

Die Angaben eines saudischen Militärsprechers über die eingesetzten Raketen und Drohnen weichen zudem von Experteneinschätzungen ab. Dies wiederum ist von Bedeutung für die Einschätzung der Reichweite und damit der Frage, ob die Flugobjekte vom weiter entfernten Jemen oder dem näher gelegenen Iran aus gestartet wurden.

Der Sprecher des saudischen Verteidigungsministeriums, Turki al-Maliki, präsentiert vermeintliche Trümmerteile des Angriffs auf die Ölanlagen.

Ein Sprecher des saudischen Verteidigungsministeriums präsentierte Trümmerteile von Raketen und Drohnen.

Bislang behauptet die saudische Führung nicht, dass der Angriff vom Iran ausgeführt wurde. Ein Angriff von iranischem Territorium müsste als "kriegerischer Akt" bewertet und entsprechend beantwortet werden, sagte Saudi-Arabiens Außenminister Adel al Jubeir dem US-Sender CNN am 22. September.

Der Außenminister zeigte sich jedoch sicher, dass die eingesetzten Drohnen und Raketen vom Iran gebaut und geliefert wurden.

Waffen aus iranischer Produktion?

Ein britischer Regierungsmitarbeiter stimmte der Aussage zu, wonach am Anschlagsort Reste von Marschflugkörpern aus iranischer Produktion gefunden worden seien. Deren technische Ausgereiftheit deute "sehr, sehr nachdrücklich auf eine iranische Beteiligung hin". Für ihn sei es plausibel, dass die iranische Führung die Attacke autorisiert habe.

Die Genauigkeit der Einschläge nannte auch der Raketenexperte Michael Elleman vom "International Institute for Strategic Studies" (IISS) "bemerkenswert": Es seien die hochwertigsten Ziele getroffen und gekonnt die Lücken der saudischen Abwehr ausgenutzt worden.

Der US-Sicherheitsexperte Seth Jones vom "Center for Strategic and International Studies" (CSIS) in Washington sprach am 17. September auf CNN von einer direkten oder indirekten Beteiligung des Iran an der Attacke. Der Iran habe den schiitischen Huthi im Jemen in den vergangenen Jahren substanzielle militärische Unterstützung zukommen lassen. Das bestätigten auch UN-Experten mit Verweis auf gefundene Überreste iranischer Waffen im Kriegsgebiet in Jemen.

Nach Ansicht weiterer Experten passt die zielgenaue Attacke, die keine offensichtlichen Hinweise auf den Täter gibt, in das Muster militärischer Handlungen des Iran.

Deshalb wird das Bekenntnis der Huthi-Rebellen zur Attacke in Zweifel gezogen - zumindest insoweit als dass sie die Angriffe mit ihren Kapazitäten allein ausgeführt haben können. Großbritanniens Außenminister Dominic Raab nannte dies "unplausibel" und "unglaubwürdig".

China warnte jedoch davor, Iran ohne ausreichende die Verantwortung zuzuschieben. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sprach von "unbegründeten Anschuldigen" gegen den Iran, sagte aber nicht, wer stattdessen als Täter in Frage komme.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete WDR 5 am 25. September 2019 um 06:05 Uhr.