AfD-Chef Jörg Meuthen beiner Sitzung des Europaparlaments
Porträt

AfD-Spitzenkandidat Meuthen Ein Europäer, der am eigenen Ast sägt

Stand: 20.05.2019 11:25 Uhr

Die AfD will das Europaparlament abschaffen. So gesehen, sägt Jörg Meuthen eigentlich am Ast, auf dem er sitzt. Dem AfD-Spitzenkandidaten macht derzeit die Spendenaffäre zu schaffen.

Von Kilian Pfeffer, ARD Berlin

Jörg Meuthen steht unter Druck. Auf einer Autofahrt während seines Europawahlkampfes Anfang Mai berichtet er, dass die Spendenaffäre ihn belastet: "Weil es sich so lange hinzieht, ich hätte es dann gern endlich mal weg."

Der frühere Wirtschaftsprofessor ist seit 2015 einer der beiden Parteichefs der AfD. Er hat einen Teil der Affäre ausgelöst, als er sich im Landtagswahlkampf 2016 von der Schweizer Goal AG hat unterstützen lassen. Die AfD soll nun 400.000 Euro Strafe zahlen, fordert die Bundestagsverwaltung. Wegen illegaler Parteispenden.

Meuthen hält sich für unschuldig. Aber er weiß: So etwas schätzen die AfD-Wähler gar nicht. "Natürlich schadet uns das", sagt er. "Das ist ja völlig unstrittig, dass einige Leute sagen: ach guck mal die da."

Ein guter Redner, Typ jovialer Entertainer

Wenn er auf der Bühne steht, ist ihm der Druck kaum anzumerken. Der Wahlkampf setzt offenkundig einige Kräfte frei. Die Bestätigung, der Beifall, den Meuthen bekommt. Er ist ein guter Redner, Typ jovialer Entertainer.

Sein Lieblingsbeispiel aus dem Europaparlament, in dem er seit Ende 2017 sitzt, ist die europäische Kondom-Richtlinie. "Fünf Liter Flüssigkeit müssen in einem binnenmarktkonformen Kondom Platz finden. Fünf Liter Flüssigkeit, den möchte ich sehen", sagte er auf einer Veranstaltung und erntete dafür Gelächter aus dem Publikum.

Es macht ihm Spaß, die Zote zu bringen, sie ist ein sicherer Lacher. Auch damit erweckt Meuthen den Eindruck: in der EU würden sich ausschließlich verrückte Politiker verrückte Ideen ausdenken.

Gegen die Radikalen in der AfD positioniert

Meuthen steht in seiner Partei auch deswegen unter Druck, weil er sich im Februar so klar wie nie gegen die Radikalen in seiner Partei positioniert hat. Das gefällt besonders dem völkischen Flügel nicht. Deswegen weiß er auch noch nicht, ob er zur Wahl zum Parteichef Ende des Jahres wieder antreten wird.

So gesehen, ist Europa für Meuthen die Zukunft. Auch wenn die AfD das Europaparlament abschaffen will.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das ARD-Morgenmagazin am 17. Mai 2019 um 05:30 Uhr.