Zeremonie in Belgien: Übergabe der sterblichen Überreste von Patrice Lumumba an die Kinder

Getöteter Regierungschef Belgien gibt Lumumbas Zahn an Kongo zurück

Stand: 20.06.2022 14:09 Uhr

Belgien hat einen Zahn des getöteten kongolesischen Unabhängigkeitskämpfers Lumumba zurückgegeben. An der privaten Übergabezeremonie nahmen Angehörige teil. König Philippe empfing sie in seinem Palast.

Belgien hat den letzten sterblichen Überrest des 1961 ermordeten kongolesischen Regierungschefs Patrice Lumumba an die Demokratische Republik Kongo zurückgegeben. In einer Zeremonie in Brüssel wurde den Angehörigen eine Schatulle mit einem Zahn Lumumbas überreicht.

Belgiens Regierungschef Alexander De Croo bat die Familie um Entschuldigung und sprach von einer "moralischen Verantwortung" seines Landes. De Croo betonte, es gebe bis heute "keinen Beweis" für eine aktive Verwicklung der belgischen Regierung oder der Armee in die Ermordung Lumumbas Anfang der 1960er-Jahre.

Die belgischen Verantwortlichen hätten die Tat aber vermutlich verhindern können. An der Zeremonie nahm neben Lumumbas Kindern auch der kongolesische Regierungschef Jean-Michel Sama Lukonde teil. 

König Philippe: Tiefes Bedauern

Der belgische König Philippe hatte bereits vor knapp zwei Wochen bei einem Besuch in der Demokratischen Republik Kongo sein "tiefes Bedauern" über die Leiden der Kolonialzeit ausgedrückt. Er empfing die Angehörigen Lumumbas nun in seinem Palast.

Belgien übergibt sterbliche Überreste von kongolesischen Patrice Lumumba an Familie

Janina Werner, ARD Brüssel, tagesthemen, tagesthemen, 20.06.2022 22:15 Uhr

Lumumba war der erste demokratisch gewählte Regierungschef der langjährigen belgischen Kolonie Kongo. Der erklärte Gegner der Kolonialherren wurde wenige Monate nach seiner Wahl ermordet, sein Leichnam wurde nach Angaben von Zeitzeugen in Säure aufgelöst. Damit sollte offenbar verhindert werden, dass sein Grab zu einer Pilgerstätte wird.

Untersuchung: Moralische Schuld der Regierung

Bis heute ist unklar, inwieweit die USA und Belgien zu dem Mord an Lumumba beigetragen haben, weil dieser mutmaßlich Beziehungen zu Kommunisten hatte. Eine belgische Parlamentsuntersuchung kam zu dem Ergebnis, dass die Regierung eine moralische Schuld am Tod von Lumumba trage. Laut einer Untersuchung des US-Senats 1975 hatte der US-Auslandsgeheimdienst CIA geplant, Lumumba zu töten.

Die belgischen Behörden fanden den Zahn Jahrzehnte später bei Ermittlungen zu Lumumbas Verschwinden. Er soll nun in seine Heimat übergeführt werden. Der Fall belastete bis zuletzt die Beziehungen zwischen Brüssel und Kinshasa.

Jakob Mayr, Jakob Mayr, ARD Brüssel, 20.06.2022 15:39 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 20. Juni 2022 um 22:15 Uhr.