
Nach Entlassung aus Haft Yücel verlässt die Türkei
Stand: 16.02.2018 20:46 Uhr
Deniz Yücel hat die Türkei an Bord eines Flugzeugs verlassen. Der Journalist war zuvor nach einem Jahr aus dem Gefängnis entlassen worden.
Der "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel hat die Türkei verlassen. Ein Flugzeug mit dem deutsch-türkischen Journalisten an Bord startete am Abend in Istanbul. Über das Ziel des Flugzeugs war nichts bekannt.
Am Mittag war Yücel aus türkischer Haft entlassen worden. Sein Anwalt twitterte ein Bild des Korrespondenten, auf dem er seine Ehefrau umarmt. Wie die "Welt" unter Berufung auf Yücels Anwalt meldet, wurde keine Ausreisesperre verhängt.
Die Freilassung wurde von einem Gericht angeordnet, nachdem die türkische Staatsanwaltschaft die Anklageschrift vorgelegt hatte. Sie fordert 18 Jahre Haft für den Reporter. Das meldet die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Ähnlich war es im Fall des deutschen Menschenrechtlers Peter Steudtner. Da gab es kurz nach der Anklageschrift den Prozessauftakt. Am ersten Verhandlungstag kam er aus der Untersuchungshaft frei und durfte ausreisen.
Gabriel: "Es gab keinen Deal"
Außenminister Sigmar Gabriel beteuerte, es habe keine Deals mit der türkischen Führung gegeben: "Ich kann Ihnen versichern, es gibt keine Verabredungen, Gegenleistungen oder, wie manche das nennen, Deals in dem Zusammenhang".
Chronik des Falls Yücel
tagesschau24 17:30 Uhr, 16.02.2018, Katharina Willinger, ARD Istanbul
Große Freude
Bundeskanzlerin Merkel lobte die Entscheidung und sagte, sie freue sich, "wie viele, viele andere". Zudem hoffe sie, dass nun auch in weniger prominente Fälle Bewegung komme und weitere Deutsche aus türkischer Haft freikommen. Dies habe sie auch dem türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim bei dessen Besuch gesagt.
"Das ist eine gute Nachricht", sagte auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er hoffe, die Freilassung Yücels führe zu einer Verbesserung der deutsch-türkischen Beziehungen.
Zuvor sagte Gabriel: "Es ist ein guter Tag für uns alle." Er danke ausdrücklich der türkischen Regierung für ihre Unterstützung bei der Verfahrensbeschleunigung. Dazu habe er selbst viele direkte Gespräche mit türkischen Regierungsvertretern geführt, in zwei Fällen auch mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Er hob hervor, in den Gesprächen habe "die türkische Regierung immer Wert darauf gelegt, dass sie keinen politischen Einfluss auf die Gerichtsentscheidung nehmen werde".
Erfreut zeigte sich auch Justizminister Heiko Maas: "Das ist eine großartige und überfällige Nachricht. Jeder Tag, den Deniz Yücel im Gefängnis verbracht hat, war einer zu viel. Wir freuen uns sehr für Deniz Yücel, seine Familie und seine Freunde. Wir werden weiter alles dafür tun, dass alle in der Türkei zu Unrecht inhaftierten Deutschen so schnell wie möglich freigelassen werden", schrieb er in einer Mitteilung.