
Konsequenzen für Russland WM-Boykott nach dem Fall Seppelt?
Stand: 14.05.2018 13:59 Uhr
Einen Monat vor Beginn der Fußball-WM in Russland entbrennt eine Diskussion um einen politischen Boykott. Anlass ist der Ausschluss von ARD-Dopingexperte Seppelt. Sollten deutsche Politiker nach Russland reisen?
In einem Monat beginnt die Fußball-WM in Russland: Der Ausschluss von ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt durch Moskau befeuert nun die Diskussion um die politische Dimension der Sportveranstaltung.
"Das berührt die Kernfrage: Was heißt es, wenn Sportjournalisten der Zugang zu einem Sportereignis verweigert wird, nur weil sie kritisch berichten?", sagte Seppelt im ARD-Morgenmagazin. Er begrüßte es, dass die Debatte vor Turnierbeginn geführt werde.
Hajo Seppelt, ARD-Dopingexperte, zu seinem Einreiseverbot nach Russland
Morgenmagazin, 14.05.2018
Kritik von FDP und Grünen
Die Parteispitzen von FDP und Grünen forderten am Wochenende, dass deutsche Politiker aus dem Fall Seppelt politische Konsequenzen ziehen sollten. FDP-Chef Christian Lindner verlangte von Außenminister Heiko Maas, der russischen Regierung zu erklären, "was wir unter Presse- und Meinungsfreiheit verstehen".
Grünen-Chefin Annalena Baerbock sagte, die Bundesregierung müsse klarmachen, "dass die Verweigerung der Einreise für kritische Journalisten nicht akzeptabel ist". Der Vorfall sei zudem "ein Grund mehr, dass deutsche Regierungsvertreter den Spielen fernbleiben sollten", so Baerbock weiter.
Bundesregierung greift ein
Keine deutschen Politiker im Stadion in Russland? "Ich möchte das nicht groß kommentieren", sagte Seppelt dazu. Er bemerkte, dass das Thema teilweise politisch instrumentalisiert werde. Dies sei nun "ein großes Thema geworden".
Der preisgekrönte Dopingexperte sieht die FIFA am Zug. Immerhin gebe es Verträge zwischen dem Sportverband und dem Ausrichterland Russland. "Die garantieren den freien Zugang für Medienvertreter aus aller Welt", so Seppelt.
Die Bundesregierung forderte Russland auf, Seppelt die Einreise zu erlauben. Man setze sich dafür ein, dass die russische Regierung das Einreiseverbot überdenke, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Es fänden Gespräche mit der russischen Seite statt, sagte die Sprecherin des Auswärtigen Amtes.
Grindel gegen Boykott
"Die FIFA hat betont, welchen hohen Stellenwert die Pressefreiheit für sie hat", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel. "Ich habe volles Vertrauen, dass die FIFA jetzt ihren Einfluss geltend macht, damit Herr Seppelt ungehindert aus Russland berichten kann."
Vor gut einer Woche hatte Grindel Rufe nach einem Boykott des Turniers abgelehnt. "Wir wollen, dass sich die Menschen begegnen", so der Funktionär bei der deutsch-russischen Fußballwoche.
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