
70 Jahre WHO Im Auftrag der Weltgesundheit
Sie kämpft gegen Krankheiten, Tabakwerbung und die Ausbreitung von Epidemien: Zu ihrem 70. Gründungsjubiläum steht die Weltgesundheitsorganisation WHO aber auch in der Kritik.
Die "Weltgesundheit" steht schon im Namen. Als Generaldirektor der WHO hat sich auch Tedros Adhanom Ghebreyesus dazu verpflichtet. Er habe die Vision einer Welt, in der alle ein gesundes, produktives Leben führen können - unabhängig davon, wer sie sind und wo sie leben, sagt der Äthiopier, der seit einem Jahr die WHO leitet.
Die UN-Organisation veröffentlicht nicht nur jährliche Gesundheitsberichte mit statistischen Daten. Sie erlässt verbindliche Regeln, zum Beispiel zur Diagnose von Krankheiten. Sie kümmert sich um Maßnahmen gegen übertragbare Krankheiten wie Aids sowie um Impfprogramme.
Viele Aufgaben, oft erfolgreich
Die Organisation sei bei der der Umsetzung ihrer Aufgaben erfolgreich, erklärt WHO-Sprecherin Monica Gehner. "Die Pocken oder auch Polio, die Kinderlähmung, stehen kurz vor der Ausrottung", sagt sie. "Wir haben mit Partnern Impfstoffe gegen Meningitis und Ebola entwickeln können. Wir sind stark in der Tabak-Bekämpfung. Und wir arbeiten auch verstärkt, weil das eine zunehmende Bedrohung ist, im Gebiet der chronischen und nicht-übertragbaren Krankheiten.“

WHO-Generaldirektor Ghebreyesus sieht seine Organisation auf einem erfolgreichen Weg. Bild: picture alliance / Martial Trezz
Doch es lief nicht alles gut in der 70-jährigen Geschichte der WHO. Als 2014 eine Ebola-Epidemie in Westafrika ausbrach, kam die Reaktion zu spät. Mehr als 11.000 Menschen starben. Als die WHO 2015 Bilanz zog, gestand die damalige Generaldirektorin Margaret Chan ein, dass die WHO nicht vorbereitet gewesen sei auf einen Ausbruch dieser Größenordnung, der so weit verbreitet, so schwerwiegend und so komplex war.
Mittlerweile hat die WHO sich neu organisiert, um schneller reagieren zu können. Für jede Epidemie gibt es spezielle Manager. Beim Zika-Virus habe sich das bereits bewährt, sagt WHO-Sprecherin Gehner.

Die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization - WHO) wurde am 7. April 1948 in New York gegründet. Ihren Sitz hat sie in Genf. Ihr Ziel ist laut Statut die "Schaffung eines Höchstmaßes an Gesundheit für alle Völker". Zu den Aufgaben der Sonderorganisation der Vereinten Nationen gehören die Bekämpfung von Epidemien sowie die Stärkung der Gesundheitssysteme. Sie initiiert Impfkampagnen, berät Regierungen,
fördert Aufklärung, Ausbildung und Forschung. Die Organisation mit 194 Mitgliedsländern und mehr als 7000 Mitarbeitern hat einen Zweijahresetat von rund 4,4 Milliarden US-Dollar (3,6 Milliarden Euro). Zum weltweiten WHO-Netz gehören sechs regionale Niederlassungen und 150 Länderbüros. Die wichtigsten Entscheidungen über das Programm und Budget fällt die Weltgesundheitsversammlung der Mitglieder.
Neutralität gefährdet
Institutionen wie Transparency International kritisieren noch ein anderes Problem: Die Finanzierung reiche nicht aus und das bedrohe die Neutralität der WHO. Unabhängigkeit sei das oberste Gebot, betont allerdings die WHO-Sprecherin. "Die Gelder, die wir annehmen, werden immer gecheckt auf Interessenkonflikte. Das Geld, das aus der Privatwirtschaft kommt, ist ein minimaler Anteil. Ein Großteil des Budgets sind immer noch die freiwilligen Beiträge der Mitgliedsstaaten", so Gehner.
Das stimmt zwar. Doch nur ein Drittel des rund fünf Milliarden Euro großen Budgets der vergangenen Jahre ist frei einsetzbar. Die übrigen Gelder sind projektgebunden. Das ist nur eine Kritik aus einem Film, der kurz vor dem 70. Jubiläum der Organisation in die Kinos kam. Er heißt "TrustWHO". Die Filmemacherin Lilian Franck hat an der Vertrauenswürdigkeit der WHO zu zweifeln begonnen. Das liegt für sie auch am großen Einfluss von Experten.
Die WHO müsse genauer prüfen, mit wem sie zusammenarbeite, so Franck. "Dass geguckt wird, dass die nicht gleichzeitig zum Beispiel die Pharmaindustrie auch beraten, wenn sie in einem Gremium der WHO über ein neues Medikament oder einen Impfstoff entscheiden. Denn sonst bestehen Interessenkonflikte und es können keine unabhängigen Entscheidungen gefällt werden", sagt Franck.
Dafür fand Franck in ihrer Recherche mehrere Beispiele. Sie ist der Meinung, die WHO solle offener über solche Probleme sprechen. Denn ihre Arbeit reicht in unseren Alltag hinein: von Medikamenten über Impfungen bis zur Gesundheitsförderung. Und da hat die WHO noch viel vor: Der diesjährige World Health Day zum Jubiläum fordert universelle Gesundheitsversorgung für alle. Bis jetzt bekommt die Hälfte der Weltbevölkerung nicht, was sie braucht. Rund 100 Millionen Menschen sind von Armut bedroht, weil sie die Kosten nicht bezahlen können. Viel Arbeit also für die WHO, denn das UN-Ziel lautet: "Gesundheit und Wohlbefinden für alle bis 2030."