Krise in Venezuela "Militär ist zentraler Machtfaktor"
Stand: 24.01.2019 12:29 Uhr
Wirtschaftlich steht Venezuela seit langem am Abgrund, nun eskaliert der Machtkampf zwischen Präsident Maduro und der Opposition. Entscheidend dürfte sein, wie sich das Militär positioniert, sagt Experte Maihold.
In Venezuela überstürzen sich die Ereignisse: Hunderttausende Menschen sind landesweit auf die Straße gegangen, um gegen Präsident Nicolas Maduro zu protestieren, der erst vor zwei Wochen nach seiner umstrittenen Wiederwahl die zweite Amtszeit angetreten hatte. Viele setzen auf den von Maduro abgesetzten Parlamentspräsidenten Juan Guaidó, der sich gestern zum Interims-Präsidenten erklärte.
Zeichnet sich in Venezuela der Anfang vom Ende des Maduro-Regimes ab? Der Lateinamerika-Experte Günther Maihold von der Stiftung Wissenschaft und Politik hält das zum jetzigen Zeitpunkt für verfrüht. Bislang hätten Massen auf den Straßen noch nicht gereicht, um Maduros "Herrschaftsapparat" zu stürzen, sagt Maihold im Interview mit tagesschau24. Es gebe keine geeinte Opposition im Land. Zudem dürfe nicht unterschätzt werden, dass noch immer etwaein Fünftel der Bevölkerung Maduro unterstütze.
Günther Maihold, Stiftung Wissenschaft und Politik, zu den Protesten in Venezuela
tagesschau24 11:00 Uhr, 24.01.2019
"Militär eng mit Führungsstrukturen verknüpft"
Der zentrale Machtfaktor ist nach Ansicht von Maihold das Militär. "Generäle sitzen als Minister in Maduros Kabinett, sie haben ihm erneut seine Treue zugesagt." Die Armee habe verschiedene wichtige Aufgaben im Land übernommen, unter anderem die Medikamenten- und Lebensmittelverteilung. Es sei eng mit dem Regime verwoben. Zudem sei es in Drogengeschäfte verstrickt.
Dennoch könnte es in den unteren Rängen Widerstände geben. Erst am Montag hatten Sicherheitskräfte eine Meuterei von Nationalgardisten in Caracas niedergeschlagen.
Die Gefahr eines Bürgerkriegs sei nicht zu unterschätzen, so Maihold. Konflikte innerhalb der Streitkräfte, zwischen bewaffneten Milizen oder bei der Nationalgarde könnten sich schnell entzünden.
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