
Überschwemmungen angekündigt Venedig rüstet sich für neues Hochwasser
Stand: 16.11.2019 16:42 Uhr
Venedig rüstet sich für die dritte schwere Überschwemmung binnen einer Woche. Touristen wateten auf dem Markusplatz knöcheltief durchs Wasser. Es könnte laut Vorhersagen noch schlimmer werden.
Nach den verheerenden Überschwemmungen in Venedig in dieser Woche bereitet sich die Stadt auf ein neues Hochwasser vor. Die Kommune rief erneut die höchste Warnstufe aus. Zwischenzeitlich durften Touristen und Einwohner zwar wieder auf den Markusplatz, aber sie wateten dabei durchs Wasser. Auch der Dogenpalast war für Touristen geöffnet.
Meteorologen rechnen damit, dass starker Wind bei Flut das Wasser weiter in die Lagunenstadt drücken könnte.
Am Dienstag hatte die höchste Flut seit mehr als 50 Jahren riesige Schäden in der UNESCO-Welterbestadt angerichtet. Das Wasser war auf bis zu 187 Zentimeter über Normal-Null gestiegen. Nur einmal seit Beginn der Aufzeichnungen hatte es ein schlimmeres Hochwasser gegeben: 1966 lag der Pegel bei 1,94 Metern.
Überschwemmung in Venedig
tagesschau 00:59 Uhr, 16.11.2019
Die italienische Regierung verhängte am Donnerstag den Notstand in Venedig. Das Hochwasser sei "ein Stich in das Herz unseres Landes", sagte Ministerpräsident Guiseppe Conte. Seine Regierung sagte 20 Millionen Euro "für die dringendsten Maßnahmen" in der Lagunenstadt zu. Privatleute sollen mit jeweils bis zu 5000 Euro für die Flutschäden entschädigt werden, Geschäftsleute mit bis zu 20.000 Euro.
"Ernome Schäden am Kulturerbe"
Kulturminister Dario Franceschini sprach bei einem Besuch in der unter Wasser stehenden Stadt von "enormen Schäden" am Kulturerbe. Auch der Markusdom - eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt - habe Schäden abbekommen. Bürgermeister Luigi Brugnaro schätzte den bisher entstandenen Schaden auf etwa eine Milliarde Euro.
Am Freitag fluteten Wassermassen dann erneut einen Großteil der Stadt. Die Bewohner kamen kaum zum Durchatmen. Tote Ratten schwammen im Wasser, Bewohner versuchten ihre Geschäfte und Bars zu reinigen. Bürgermeister Brugnaro rief auch zu Spenden aus dem Ausland auf. "Venedig ist der Stolz ganz Italiens, Venedig ist ein Kulturerbe für jeden, einzigartig in der Welt," erklärte er. Der Kulturbeauftragte des Vatikans, Kardinal Gianfranco Ravasi, verglich die Zerstörung in Venedig mit dem Brand von Notre-Dame in Paris.
UNESCO fordert besseren Schutz
Ministerpräsident Conte kündigte an, dass übernächste Woche eine Sonderkommission über die "Probleme Venedigs" beraten solle. Themen seien ein Anlegeverbot für große Kreuzfahrtschiffe und das umstrittene Hochwasserschutzsystem "Mose". Es soll die Stadt mit ausfahrbaren Barrieren schützen und ist seit 2003 im Bau. Bürokratie, Korruption und Skandale verzögern die Fertigstellung allerdings.
Angesichts des jüngsten Hochwassers meldete sich auch die UNESCO zu Wort. Sie forderte Venedig auf, das Hochwasserschutzprojekt voranzutreiben. Die Direktorin des Welterbezentrums der UN-Kulturorganisation in Paris, Mechtild Rössler, bot an, dafür Experten zu schicken. Venedig gehört seit 1987 zum Welterbe. Laut Conte ist der Bau mittlerweile zu 93 Prozent abgeschlossen und "wahrscheinlich" im Frühjahr 2021 fertig. Zuletzt hatten Ingenieure entdeckt, dass Teile der Konstruktion verrostet waren.
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