Eine Demonstration in der US-Stadt Tacoma

Polizeigewalt in den USA Weiterer Todesfall wird untersucht

Stand: 11.06.2020 09:05 Uhr

Die Polizeibehörden in den USA geraten weiter unter Druck. Der Tod eines schwarzen Mannes bei einem Polizeieinsatz im März wird neu untersucht. Auch er soll gesagt haben: "Ich kann nicht atmen."

Nach den Protesten wegen des gewaltsamen Todes von George Floyd vor zweieinhalb Wochen gerät nun ein weiterer Fall von Polizeigewalt in den USA in den Fokus. Der Gouverneur des Staates Washington, Jay Inslee, kündigte eine neue Untersuchung zum Fall des 33-jährigen Manuel Ellis an, der im März zu Tode gekommen war. Zuvor war ein bislang unbekanntes Video aufgetaucht.

Das Video der Festnahme in der Stadt Tacoma dokumentiert nach Angaben eines Anwalts der Hinterbliebenen, dass dieser mehrfach sagte: "Ich kann nicht atmen, Sir." Gerichtsmedizinische Untersuchungen ergaben, dass Ellis an Atemstillstand aufgrund physischer Gewalteinwirkung starb. Die Einnahme von Methamphetamin und eine Herzkrankheit könnten zu seinem Tod beigetragen haben. 

Untersuchung durch andere Behörden

Die vier an der Festnahme beteiligten Polizisten sind derzeit vom Dienst suspendiert. Sie sagten, sie hätten den Mann festgenommen, nachdem er versucht habe, fremde Autos zu öffnen. Er habe Widerstand geleistet, weshalb sie ihn durch Gewaltanwendung festgehalten hätten. Ellis starb noch vor Ort.

Aufgrund der neu aufgetauchten Aufnahmen entschied Inslee, die Untersuchung zu dem Vorfall nicht in den Händen von Polizei und Staatsanwaltschaft des Verwaltungsbezirks Pierce zu lassen, in dem Tacoma liegt. Bei diesen Behörden bestehe ein "Interessenkonflikt". Es werde deshalb eine komplett neue Untersuchung unter Leitung anderer Behörden geben.

Teilnehmer einer Demonstration in der US-Stadt Tacoma

In Tacoma kam es zu Protesten wegen des Todesfall von Manuel Ellis.

Auch der durch Polizeigewalt getötete Floyd hatte geklagt, dass er keine Luft mehr bekomme, während ein Polizist auf seinem Nacken kniete. Seine Worte "I can't breathe" ("Ich kann nicht atmen") gingen um die Welt und wurden zum Slogan der Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt in zahlreichen Ländern.

Polizeieinheit in Buffalo aufgelöst

In der US-Stadt Buffalo führte ein Video zur Auflösung einer Polizeieinheit. In den Aufnahmen ist zu sehen, wie Polizisten einen weißhaarigen Mann in der Nähe einer Demonstration zu Boden schubsen und weitergehen, während er blutend am Boden liegt. Der 75-Jährige wurde später ins Krankenhaus gebracht.

Aus der Polizeieinheit solle nun eine neue öffentliche Schutzeinheit werden, sagte Bürgermeister der Stadt, Byron Brown. Der Fokus solle auf einer stärkeren Einbindung der Gemeinde liegen. Die Stadt will außerdem Festnahmen für niedrigschwellige Vergehen aussetzen und es der Öffentlichkeit erleichtern, Videos aus Bodycams der Polizei einzusehen. Brown sprach von "einem kritischen ersten Schritt". Die wegen Körperverletzung angeklagten Polizisten sind Teil einer Einheit mit beinahe 60 Mitgliedern, die aus Solidarität mit ihren Kollegen kollektiv die Arbeit niederlegten.

Die Stadt Minneapolis, in der Floyd ums Leben gekommen war, hatte zuvor bereits angekündigt, die Polizeiarbeit komplett neu organisieren zu wollen. Es habe Einigkeit darüber geherrscht, dass die Behörde nicht reformierbar sei, so Ratsmitglied Alondra Cano. Einen genauen Zeitplan dafür gibt es allerdings noch nicht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten der MDR am 11. Juni 2020 um 10:55 Uhr.