
Truppenabzug aus Deutschland US-Soldaten sollen teils nach Polen
Stand: 24.06.2020 23:40 Uhr
Vor knapp anderthalb Wochen kündigte US-Präsident Trump an, dass fast 10.000 US-Soldaten aus Deutschland abgezogen werden sollen. Ein Teil von ihnen soll wohl in Polen stationiert werden. Darauf einigte sich Trump mit Polens Staatschef Duda.
Ein Teil der US-Truppen, die aus Deutschland abgezogen werden sollen, könnten danach in Polen stationiert werden. Das kündigte US-Präsident Donald Trump nach einem Treffen mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda an. Beide Staatschefs kündigten an, ein gemeinsames Verteidigungsabkommen unterzeichnen zu wollen.
Vor knapp anderthalb Wochen hatte Trump offiziell bestätigt, dass er die Zahl der Soldaten in Deutschland von 34.500 auf 25.000 reduzieren will. Er begründete seine Entscheidung damit, dass Deutschland zu wenig in die Verteidigung investiere.
Jan Philip Burgard, ARD Washington, mit Hintergründen zum Treffen zwischen Polens Präsident Duda und Trump
nachtmagazin 00:23 Uhr, 25.06.2020
Polen zahlt genug für Verteidigung, Deutschland nicht
Auch nach dem Treffen mit Duda erneuerte Trump seine Kritik. Schon lange wirft der US-Präsident der Bundesregierung vor, zu wenig zu tun, um das Zwei-Prozent-Ziel der NATO zu erreichen. Das sieht vor, dass sich alle Mitglieder bis 2024 dem Ziel annähern, mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. Deutschland steigerte die Ausgaben in den vergangenen Jahren zwar deutlich, lag aber 2019 dennoch erst bei einem BIP-Anteil von 1,38 Prozent. Polen hingegen, so betonte Trump, würde das Ziel einhalten.
"Wir werden unsere Truppen in Deutschland reduzieren", betonte Trump, "einige werden nach Hause zurückkehren, andere werden an andere Orte gehen. Polen wäre einer dieser anderen Orte in Europa." Eine konkrete Zahl nannte Trump noch nicht. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte polnische Medien, die von bis zu 2000 Soldaten sprachen, die nach Polen beordert werden könnten. Bislang sind US-Soldaten in Polen im Rotationsprinzip stationiert. Nach Angaben der polnischen Regierung sind es derzeit rund 5000.
Duda sieht Sicherheit Europas geschützt
Duda habe sich bereit erklärt, für die US-Truppen im eigenen Land zu bezahlen, fuhr Trump fort. So könnten beide Länder "größeres Gegengewicht zu den russischen Aggressionen schaffen". Auch hier nahm Trump Deutschland in die Kritik: Deutschland bezahle "Milliarden Dollar an Russland", um über die Pipeline Nord Stream 2 Gas geliefert zu bekommen. Zugleich wolle Deutschland von den USA aber gegen Russland verteidigt werden.
Duda stellte bei der geplanten Stationierung der US-Truppen im eigenen Land die Sicherheit der gesamten EU in den Vordergrund: "Ich habe mich mit der Bitte an Präsident Trump gewandt, keine Truppen aus Europa abzuziehen, da Europas Sicherheit wichtig für mich ist." Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges habe die Präsenz des US-Militärs in Europa Sicherheit gewährt. Wenn irgendein Teil der US-Truppen von dort abgezogen werde, sei diese gefährdet.
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