Der mutmaßliche Spionageball Chinas und ein vorbeifliegender Kampfjet

Nach Abschuss von Flugobjekten Weißes Haus sieht bislang keine Verbindung zu China

Stand: 14.02.2023 18:39 Uhr

Die US-Regierung sieht nach dem Abschuss von drei mysteriösen Flugobjekten bislang keinen Hinweis auf eine Verbindung zu chinesischer Spionage. Es könnte sich um "Ballons" handeln, die "harmlos waren", hieß es in Washington.

Nach dem Abschuss von drei Flugobjekten im kanadischen und US-amerikanischen Luftraum tappen die US-Behörden weiterhin im Dunkeln. Laut Aussagen der Regierung gäbe es derzeit keine konkreten Anhaltspunkte, die auf eine Verbindung der Flugobjekte zu China hindeuten würden. John Kirby, der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, wies darauf hin, dass die Ballons nach jetziger Auffassung kein Teil des chinesischen "Spionageballon-Programms" seien. Auch könne nicht eindeutig geklärt werden, ob sie definitiv ausländischer Spionage gedient hätten.

Die kanadische und US-amerikanische Flagge stehen an einer Brücke in Port Huron.

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Ballons möglicherweise "harmlos"

Was Kirby dafür sicher ausschließen konnte, war die Zugehörigkeit der Flugkörper zur US-Regierung. Wo genau die Ballons nun hergekommen waren, wisse man aber nicht. "Die Möglichkeit, dass es sich um Ballons handelt, die einfach an kommerzielle Einrichtungen oder Forschungseinrichtungen gebunden und daher harmlos sind, wird nicht ausgeschlossen", erklärte Kirby weiter.

Mutmaßliche Spionageballons aus China - Was ist der neuste Stand?

Torben Börgers, ARD Washington, Morgenmagazin

Nachdem das US-Militär am 4. Februar einen mutmaßlichen chinesischen Spionageballon abgeschossen hatte, holte es seit Freitag drei weitere Flugobjekte vom Himmel. Eines wurde über Alaska abgeschossen, eines über Kanada und eines über dem Huronsee, der zu den Großen Seen im Norden der USA an der Grenze zu Kanada gehört.

Zuvor hatten die USA China der Spionage beschuldigt. Angeblich gäbe es ein umfassendes Überwachungsprogramm, das mehr als 40 Länder observieren würde. China wies die Vorwürfe zurück und sprach von einer "Überreaktion" seitens der USA.

Karte der USA und Kanadas: Mit orangenen Kreisflächen sind die Abschüsse von nicht identifizierten Objekten in Prudhoe Bay, Yukon, Huronsee und South Carolina markiert.

Die Überreste der abgeschossenen Flugkörper sollen geborgen werden. Allerdings würden dies das Wetter und allgemeine geografische Bedingungen erschweren, hieß es. Es könne noch einige Zeit dauern, bis man die Trümmerteile sicherstellen und untersuchen würde.

Eines der Objekte war vor Alaska auf Meereis gekracht, ein anderes liegt nun am Grunde des Huronsees. US-Generalstabschef Mark Milley bestätigte bei einer Pressekonferenz in Brüssel außerdem, dass eine erste Rakete, die am Sonntag über dem Huronsee abgefeuert worden sei, ihr Ziel verfehlte.

Neue Erkenntnisse zu Ballon Nummer eins

Inzwischen gibt es aber Fortschritte bei der Bergung des ersten mutmaßlichen chinesischen Spionageballons, der vor der US-Atlantikküste abgeschossen worden war. "Wir lernen von den Trümmern, die wir gerade vom Grund des Atlantiks hochziehen", sagte Kirby. Er erneuerte seine Vorwürfe gegen China: "Es handelt sich um eine konzertierte Aktion der Chinesen, diese spezielle Art von Plattform zur Überwachung und zur Sammlung von Informationen zu nutzen."

Bei den Ballons handelt es sich um kein neuartiges Phänomen: Schon zur Amtszeit des Ex-Präsidenten Donald Trump überflogen mindestens drei Flugkörper US-Territorium. Auch unter Joe Biden gab es bereits eine Sichtung. Der große Unterschied zu dem abgeschossenen Ballon sei gewesen, dass die vorherigen den US-Luftraum nicht über so einen langen Zeitraum überflogen hätten.

Dieses von der U.S. Navy zur Verfügung gestellte Bild zeigt Matrosen der Explosive Ordnance Disposal Group 2 bei der Bergung eines Höhenüberwachungsballons vor der Küste von Myrtle Beach.

Die US-Regierung hat mit neuen Einzelheiten ihren Spionagevorwurf gegen China untermauert. mehr

Nina Barth, Nina Barth, ARD Washington, 14.02.2023 21:42 Uhr