
USA-Afrika-Gipfel in Washington "Eine große geopolitische Kraft"
Nicht weniger als 50 afrikanische Staats- und Regierungschefs sind in Washington zu Gast. Die US-Regierung will die Beziehungen verbessern - und den Kontinent nicht geopolitischen Konkurrenten überlassen.
Donald Trump bezeichnete afrikanische Staaten einst als "Dreckslochländer". Der frühere Präsident ignorierte Afrika und ließ etliche Botschafterposten demonstrativ unbesetzt.
Mit der Biden-Regierung aber hat sich die Afrika-Politik der USA deutlich geändert. Das Interesse an dem Kontinent ist groß, denn die Amerikaner wissen, welche zentrale Rolle Afrika künftig spielen wird.
Vor allem wegen der rasend schnell wachsenden Bevölkerung, sagte US-Außenminister Antony Blinken während seiner letzten Afrika-Reise im August: "2050 wird jeder vierte Mensch auf unserem Planeten Afrikaner sein. Das wird nicht nur das Schicksal dieses Kontinents gestalten, sondern der ganzen Welt."
Afrika habe außerdem die größte Freihandelszone, vielfältige Ökosysteme und einen riesigen Stimmenanteil bei den Vereinten Nationen. Blinken sagte, die US-Strategie beruhe auf der Erkenntnis, "dass Afrika eine große geopolitische Kraft ist. Eine, die unsere Vergangenheit geprägt hat, unsere Gegenwart und unsere Zukunft".
Nach seiner Ansicht ist es nur möglich, die globalen Herausforderungen in Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Union und ihren 55 Mitgliedstaaten zu bewältigen: "Egal ob beim Kampf gegen Pandemien, der Schaffung von wirtschaftlichen Chancen, Bekämpfung der Klimakrise, Ausweitung des Zugangs zu Energie, Wiederbelebung von Demokratien oder der Stärkung der freiheitlichen Weltordnung. Wir können nichts davon erreichen, wenn wir nicht als gleichberechtigte Partner zusammenarbeiten."
"Werden mit Russland und China konkurrieren müssen"
Natürlich verfolgen die Amerikaner in Afrika auch eigene Interessen. Zum Beispiel die der nationalen Sicherheit beim Kampf gegen den Terror. Im Vordergrund stünden jedoch die Wirtschaftsinteressen - gerade auch im Wettbewerb mit den Rivalen China und Russland, sagt Afrika-Experte Michael O'Hanlon vom Thinktank Brookings Institute: "Russland und China sind in Afrika sehr aktiv. Wir werden mit ihnen konkurrieren müssen, wenn wir globalen Einfluss haben wollen."
Der Kontinent besitzt wertvolle Rohstoffe, auf die vor allem die Autoindustrie und auch Amerikas Techgiganten angewiesen sind. Um Elektroautos zu bauen und für den steigenden Bedarf bei der modernen Elektronik seien immer mehr Mineralien wie Coltan oder Seltene Erden notwendig, zum Beispiel aus dem Kongo, meint O'Hanlon: "Häufig ist die alternative Quelle China, und von China wollen wir nicht abhängig sein."
Viele Themen auf der Agenda
Gemeinsam will man nun die wichtigen Themen angehen: die Bekämpfung des Klimawandels und der Lebensmittelunsicherheit, den Aufbau einer integrativen Weltwirtschaft und die Stärkung der Gesundheitssysteme und globaler demokratischer Normen. Im Zuge dessen will sich Biden auch für die Aufnahme der Afrikanischen Union in die Gruppe der G20-Länder einsetzen.
Die Afrika-Außenbeauftragen Mary Catherine Phee hofft, dass der Gipfel in Washington ein weiterer Schritt zur Intensivierung der amerikanisch-afrikanischen Beziehungen sein wird: "Ich wünsche mir von dem Gipfel, dass die Afrikaner mit dem Gefühl nach Hause fahren, dass die Partnerschaft mit den USA einen großen Unterschied macht im alltäglichen Leben der afrikanischen Bevölkerung."