Eine Statue eines Pfadfinders steht vor dem Hauptquartier der "Boy Scouts of America" in Irving, Texas.

Sexuelle Gewalt bei US-Pfadfindern Millionen-Entschädigung für die Opfer

Stand: 03.07.2022 03:00 Uhr

Es ist wohl einer der größten Vergleiche wegen sexueller Gewalt in der US-Geschichte: Mehr als 84.000 Menschen hatten gegen die US-Pfadfinder geklagt. Nun einigten sich beide Seiten auf eine Entschädigung von 850 Millionen Dollar.

In dem Missbrauchsskandal bei den US-Pfadfindern hat sich die Organisation Medienberichten zufolge mit Opferanwälten auf eine Entschädigung in Höhe von 850 Millionen Dollar (rund 719 Millionen Euro) geeinigt.

Mehr als 84.000 Menschen haben sich Klagen gegen die vor 111 Jahren gegründeten Boy Scouts of America (BSA) angeschlossen, berichtet NBC News. Die nun erreichte Vereinbarung sei Teil der Bemühungen, die Opfer gerecht zu entschädigen und die Zukunft der US-Pfadfinder zu sichern, hieß es in einer BSA-Mitteilung, aus der mehrere Medien zitierten.

Opferanwalt spricht von Misserfolg

Ein Opferanwalt wies die Vereinbarung mit Blick auf das erlittene Leid seiner Mandanten als unzureichend zurück. "Man kann das nicht anders als einen Misserfolg bezeichnen", sagte der Jurist Tim Kosnoff dem Radiosender NPR. Die Abmachung müsse auch noch von einem Richter gebilligt werden.

Es handele sich um einen der größten Vergleiche bei Klagen wegen sexueller Gewalt in der Geschichte der USA, schrieben US-Medien. Es sei jedoch nur ein Anfang, sagte einer der Anwälte. Viele weitere Forderungen seien anhängig.

Vorwürfe gegen mehr als 1000 Betreuer

Im Jahr 2012 waren Geheimakten über Missbrauch bei den US-Pfadfindern veröffentlicht worden. Darin wurden mehr als 1000 Betreuer und Helfer der Jugendorganisation aufgeführt, die in den Jahren 1965 bis 1985 wegen Missbrauchsvorwürfen von der Gruppe ausgeschlossen worden waren.

Im Februar 2020 hatten die US-Pfadfinder Insolvenz angemeldet. Das Ziel sei, auf diese Weise alle Missbrauchsopfer zu entschädigen und die Aufgaben des Verbands in Zukunft fortzuführen, hieß es damals. Es handelt sich um ein Verfahren nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts, das auf die Sanierung eines Unternehmens abzielt.