
Coronavirus in Ungarn Mehr Fälle und ein Spiel im Risikogebiet
Stand: 18.09.2020 11:54 Uhr
Ungarn hat angesichts steigender Corona-Fälle verschärfte Regeln angekündigt. Trotz deutscher Reisewarnung soll der FC Bayern in Budapest um den Supercup spielen. Was das für die Fans bedeutet, ist unklar.
Von Verena Fücker, ARD-Studio Südosteuropa
Auch in Ungarn steigen die Zahlen der Corona-Neuinfektionen seit Tagen massiv an. Ministerpräsident Viktor Orbán warnte deswegen in einem Video auf seinem Facebook-Account vor einer zweiten Corona-Welle: "Die Epidemieexperten denken, dass uns der Höhepunkt der zweiten Welle irgendwann im Dezember oder Januar erreicht. So lange müssen wir uns ständig gegen das Virus verteidigen."
Alleine am Mittwoch gab es in Ungarn 710 Neuinfektionen, neun Menschen sind am Coronavirus gestorben. Auch der Virologe Ferenc Jakab von der Universität in Pécs bestätigt: "Wenn man die Infizierungszahlen in Relation zur Anzahl der Bevölkerung sieht, liegt Ungarn jetzt auf Platz zwei - hinter Frankreich. Damit hat Ungarn Spanien überholt. Und Ungarn hat deutlich Italien überholt."

In Ungarn gibt es viele Neuinfektionen. Die Regierung will deshalb unter anderem die Maskenpflicht ausweiten. Bild: AFP
Verschärfte Regeln, Ausweitung der Maskenpflicht
Deswegen sollen in Ungarn die Corona-Maßnahmen wieder deutlich verschärft werden, wie Ministerpräsident Orbán bekannt gegeben hat. Die Maskenpflicht wird ausgeweitet, zum Beispiel auf Kinos und Theater, Gesundheits- und Sozialeinrichtungen. Besuche in Krankenhäusern und Altenheimen sind verboten. Für Clubs gilt eine Sperrstunde von 23 Uhr.
Bezüglich der Einreisebeschränkungen für Ausländer, die seit 1. September gelten, sagte Orbán: "Das Virus wurde aus Ausland eingeschleppt. Deswegen hat sich die Regierung entschieden, dass sie die Einreisebeschränkungen aufrecht erhält." Ausgenommen davon sind weiterhin Geschäftsreisende und Diplomaten.
Appell vom Budapester Bürgermeister
Kritik an Orbáns Äußerungen zur Herkunft des Virus kommt vom Budapester Bürgermeister Gergely Karácsony von der oppositionellen Partei Párbeszéd. Seine Stadt wurde von der deutschen Bundesregierung als Corona-Risikogebiet eingestuft. Er weist darauf hin, dass die meisten Ansteckungen im Inland passiert sind. "Wir wissen, dass sich die Epidemie momentan zwischen Jugendlichen ausbreitet."
Man müsse daher verhindern, dass das Virus von den Jungen auf die Alten übertragen werde. Der Bürgermeister appellierte deswegen besonders an die Budapester: "Ich bitte alle, weiter die Maske zu tragen. Ab jetzt werden wir jede Verletzung der Vorschriften sanktionieren." Wer zum Beispiel in den öffentlichen Verkehrsmitteln ohne Maske erwischt wird, muss in Budapest umgerechnet rund 22 Euro Strafe zahlen.
Fußball im Risikogebiet
Der größte Stresstest für die ungarische Hauptstadt steht noch bevor: Kommende Woche spielen der FC Bayern und der FC Sevilla dort um den europäischen Supercup. Daran wollen Orbán und die UEFA weiter festhalten. Die Fans aus München und Sevilla haben jeweils 3000 Tickets erhalten. Außerdem werden 14.000 Ungarn im Stadion erwartet.
Auswirkungen für deutsche Fans unklar
Das Stadion, die erst im vergangenen Jahr eröffnete Puskas-Arena, ist damit zu einem Drittel gefüllt. Laut Informationen der Nachrichtenagentur dpa ist die UEFA im Kontakt mit dem FC Bayern München, um darüber zu reden, welche Auswirkungen es auf die deutschen Fans hat, dass Budapest in Deutschland aktuell als Risikogebiet gilt.