
Präsidentenwahl in der Ukraine Selenskij deutlich vor Poroschenko
Stand: 01.04.2019 09:18 Uhr
Im Rennen um die Präsidentschaft in der Ukraine liegt der Komiker Selenskij ersten Ergebnissen zufolge klar in Führung. Der Politikneuling wird in drei Wochen in einer Stichwahl gegen Amtsinhaber Poroschenko antreten.
Der Komiker Wladimir Selenskij liegt bei der Präsidentenwahl in der Ukraine ersten Ergebnissen zufolge deutlich vor Amtsinhaber Petro Poroschenko. Mehr als die Hälfte aller abgegebenen Stimmen war am Morgen ausgezählt. Die Ergebnisse entsprachen den Prognosen vom Sonntagabend.
Demnach kam Selenskij auf 30,2 Prozent, während Poroschenko abgeschlagen mit 16,6 Prozent auf Platz zwei lag. Die frühere Ministerpräsidentin Julia Timoschenko erreicht laut Wahlkommission mit 13,7 Prozent Platz drei. Timoschenko hatte nach der Veröffentlichung der Wahlprognosen das Ergebnis angezweifelt und von Manipulationen gesprochen.
Bereits am Sonntagabend beschrieb Poroschenko sein schwaches Abschneiden als ernüchternd. Er habe das Signal der Wähler verstanden, erklärte er. Ohne absolute Mehrheit für einen der Kandidaten müssen Selenskij und Poroschenko in drei Wochen, am Ostersonntag, in die Stichwahl.
Präsidentschaftswahl in der Ukraine - Politneuling Selenskij gewinnt deutlich
tagesschau 16:00 Uhr, 01.04.2019, Ina Ruck, ARD Kiew
Quereinsteiger mit wenig Erfahrung
Selenskij ist ein politischer Quereinsteiger und in der Ukraine bislang vor allem als TV-Comedian bekannt. Dass er die erste Runde der Präsidentenwahl gewonnen hat, spiegelt den Wunsch der Bevölkerung nach einem Neustart ohne Verbindungen in die ukrainische Politelite wider, der Korruption unterstellt wird. Zudem hoffen viele auf einen neuen Umgang mit den Separatisten im Osten des Landes.
Der 41-Jährige Herausforderer hatte schon in Umfragen vor der Wahl klar in Führung gelegen. Er ist vor allem bei jungen Wählern beliebt und spielt in der Fernsehserie "Diener des Volkes" einen Lehrer, der unverhofft zum Präsidenten wird. Kritiker werfen ihm vor, auch im echten Leben fehle ihm politische Erfahrung.
Keine größeren Zwischenfälle gemeldet
Rund 30 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, auf dem 80 Zentimeter langen Stimmzettel ein Kreuz zu machen. Der Wahlsonntag verlief ruhig. Die von Russland unterstützten abtrünnigen Regionen Donezk und Luhansk im Kriegsgebiet Donbass nahmen nicht an der Wahl teil. Die Sicherheitsvorkehrungen in dem Land waren hoch. Zehntausende Einsatzkräfte waren abgestellt, um Zwischenfälle zu verhindern. Die Abstimmung verlief nach Angaben der Wahlkommission in Kiew ohne größere Zwischenfälle.
Angebliche Unregelmäßigkeiten gemeldet
Schon vor der Wahl hatte das Innenministerium mitgeteilt, es habe Hunderte Meldungen erhalten, laut denen Wahlkampfmitarbeiter von Poroschenko und Timoschenko Geld im Gegenzug für Stimmen für ihre Kandidaten angeboten hätten. Bis Sonntagnachmittag gab es nach Angaben des Innenministeriums 950 Beschwerden über Unregelmäßigkeiten bei der Wahl, darunter illegale Wahlwerbung in den Wahllokalen, Stimmenkauf und verschwundene Wahlzettel.
Auch das Team von Selenskijj klagte bereits wenige Stunden nach Wahlbeginn über zahlreiche Verstöße. Demnach tauchten zum Beispiel einige Namen von Verstorbenen in den Listen der Wahlberechtigten auf. Poroschenko erklärte dagegen, die Wahlen seien frei gewesen und würden internationalen Standards genügen.
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