Demonstranten in Bangkok | DIEGO AZUBEL/EPA-EFE/Shutterstoc

Proteste in Thailand "Wir sind überall"

Stand: 17.10.2020 17:37 Uhr

Seit Wochen zieht es in Thailand die Jugend auf die Straße - auch heute. Weder ein Versammlungsverbot noch die Furcht vor Polizeigewalt schrecken die Demonstranten ab. Sie fordern demokratische Reformen.

In Thailand sind erneut Tausende Regierungskritikerinnen und -kritiker auf die Straße gegangen - trotz eines Versammlungsverbots. Medien berichten von mehr als 20.000 Teilnehmenden. In der Hauptstadt Bangkok forderten sie den Rücktritt von Premierminister Prayut Chan-o-cha.

Die Orte für die Proteste wurden von den Organisatoren erst eine Stunde vor Beginn bekannt gegeben, um Absperrungen durch die Behörden zu verhindern. Auf den Schildern der größtenteils jungen Demonstranten standen Slogans wie: "Ihr könnt uns nicht töten, wir sind überall" und "Hört auf, Menschen zu verletzen". Mehrere hatten Helme und Gasmasken dabei.

Demonstranten in Bangkok | RUNGROJ YONGRIT/EPA-EFE/Shutters

Drei Finger für mehr Demokratie: Die Demonstrierenden zeigen den Gruß aus der Filmreihe "Die Tribute von Panem". Bild: RUNGROJ YONGRIT/EPA-EFE/Shutters

Trotz aller Befürchtungen keine Zwischenfälle

Eine der Organisatorengruppen der Bewegung hatte die Demonstranten aufgerufen, sich "körperlich und geistig" auf die Proteste vorzubereiten und mit Maßregelungen durch die Polizei zu rechnen. Nach deren Angaben verlief der Protest aber ohne Zwischenfälle, die Beamten griffen nicht ein.

Am Freitag hatte die Polizei Wasserwerfer gegen die Demonstranten eingesetzt, nachdem tags zuvor Regierungschef Prayut den Ausnahmezustand erklärt hatte. Damit wurden Versammlungen von mehr als vier Menschen verboten. 

Seit Monaten Massenproteste

In dem südostasiatischen Land gibt es seit Monaten Massendemonstrationen. Die pro-demokratische Protestbewegung will Neuwahlen und umfassende Reformen erreichen. Darüber hinaus fordert sie eine offene Debatte über die Rolle der Monarchie. Das war dort lange ein Tabu - bei Majestätsbeleidigung droht eine Gefängnisstrafe. König Maha Vajiralongkorn ist derzeit in Bangkok - lebt aber die meiste Zeit in Bayern.

Für Empörung sorgten zudem die Festnahmen von Aktivisten der Demokratiebewegung. Einige von ihnen müssen eine lebenslange Haft befürchten gemäß einem seit Jahrzehnten nicht mehr angewandten Gesetz.

In der jüngeren thailändischen Vergangenheit hat es eine ganze Reihe von Militärputschen gegeben, der jüngste fand 2014 statt. Aus einer von Betrugsvorwürfen überschatteten Parlamentswahl ging dann im vergangenen Jahr der frühere Armeechef Prayut als Sieger hervor.

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 17. Oktober 2020 um 18:00 Uhr.